Auch 23 Jahre nach der Einheit leben Wessi-Ossi-Vorurteile weiter

Was unterscheidet einen Türken vom Sachsen? Der Türke kann Deutsch und hat Arbeit. Leicht zugespitzt kommen in diesem Witz Vorurteile daher, die auch 23 Jahre nach der Einheit nicht aussterben wollen. Ossis heißen Mandy, Cindy, Maik oder Enrico, können kein Hochdeutsch und nur lausig Englisch, meckern viel und baden nackt – natürlich in der Ostsee. Wessis hingegen werden vor allem als arrogante und spießige Besserverdiener wahrgenommen, die nur an Geld denken, alte Eltern haben und sexistisch sind. Das hat zumindest das Internet-Portal Deals.com in einer Umfrage herausgefunden. Die Hälfte der Ossis bezeichnet sich selbst auch so – wobei auch Trotz und Heimatstolz mitspielen dürften. Außerdem halten sie ihre westlichen Verwandten für wohlhabender und sich selbst für sparsamer.

Nun haben Klischees meist einen reellen Hintergrund. Wer weniger verdient, muss notgedrungen sparsamer sein. Tatsächlich ist der Durchschnittssachse des angelsächsischen Idioms nur bedingt mächtig. Sein Deutsch wiederum ist von der Hochsprache auch nicht weiter entfernt als das eines Oberpfälzers oder eines schwäbischen Älblers. Auch im Westen gibt es Vornamen wie Torben, Gesche oder Boris, die ein Ossi seinem Kind nicht antun würde. Die Selbsterkenntnis, gelegentlich arrogant und besserwisserisch daherzukommen, haben nach der Deals.com-Umfrage immerhin 28 Prozent der Westgermanen gewonnen. Und schließlich würden 30 Prozent die Mauer gern wieder hochziehen.

Deutschland wächst trotzdem auch mental immer weiter zusammen. Mehr als die Hälfte der in Ost und West Befragten finden diese Vorurteile unangebracht, und gar 60 Prozent würden es bedauern, wenn sie an die folgenden Generationen weitergegeben würden. Etwa verpackt in Späßen wie diesen: Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm, beim Wessi ist es andersrum.