Höchstwahrscheinlich! Ein Psychologe erklärt, warum Psychopathen schneller Karriere machen

Die Begriffe „Vorgesetzte“ und „gesunder Menschenverstand“ lassen sich manchmal nur schwer wahrheitsgemäß in einem Satz unterbringen. Denn Chefs wurden nicht dafür geschaffen, dem Rest der Berufswelt unentwegt ihre Zurechnungsfähigkeit demonstrieren zu müssen. Die haben anderes zu tun. Wichtigeres. Befriedigenderes. Sie sollen entscheiden, sie wollen entscheiden. Sie wollen, dass alle anderen – und ganz besonders andere Chefs – ständig wissen, dass sie entscheiden. Deswegen verrückt werden ist dann der Job der anderen. Sie, die Chefs, haben das im Einzelfall (der eher keiner ist) schon hinter sich. Normal sein und damit durchkommen kann ja jeder.

Der britische Psychologe Kevin Dutton, Autor des Buchs „Psychopathen. Was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann“, trifft also voll ins Irre, wenn er bei seiner Definition von Eins-a-Psychopathen auch eine feine Stellenbeschreibung für Top-Führungskräfte liefert: Verkappte Kettensägenmörder par excellence, die hinter wirren Aufgabenverteilungen lauern dürfen, sind laut Dutton „selbstsicher und schieben nichts auf, sie fokussieren sich aufs Positive, nehmen Dinge nicht persönlich und machen sich keine Vorwürfe, wenn etwas nicht geklappt hat. Sie bleiben cool, wenn sie unter Druck stehen. Sie sind furchtlos, charmant und gewissenlos.“ Hannibal Lecter, der Schutzheilige mancher Abteilungsleiter, würde jetzt garantiert das Wasser im Mund zusammenlaufen, könnte er sich mit Dutton zum Erfahrungsaustausch auf eine Portion Leber mit Fava-Bohnen treffen.

Bei der Bekloppten-Auswahl unter Weisungsbefugten ist für jeden Geschmack etwas dabei: Man kann an Größenwahnsinnige geraten, an Tyrannen, Paranoide oder Irrlichternde. Besonders virtuose Vorgesetzte schaffen es vor der ersten Kaffeepause, mehrere dieser charmanten Eigenschaften in sich zu vereinigen und mal dem einen, mal dem anderen Hau Auslauf zu gewähren, frei nach der Bereichsleiter-Devise: Berechenbarkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.