Deutsche Urlauber verschleiern gern ihre Identität und schaffen sich ein Alter Ego

Haben Sie nicht immer schon davon geträumt, für ein paar Tage die Rolle Ihres Chefs zu übernehmen? Arbeit delegieren, eine eigene Sekretärin herumkommandieren und ordentlich Schotter nach Hause tragen. Im Urlaub funktioniert das anscheinend problemlos. Denn neben der Politik und der Steuererklärung wird nirgends so viel gelogen wie in der schönsten Zeit des Jahres, während der Ferienreise.

Nach der Umfrage eines Online-Reiseanbieters haben gut 20 Prozent der männlichen Urlauber und 18 Prozent der Frauen schon einmal ihre wahre Identität verschleiert. Mal abgesehen von denjenigen, die sowieso nicht mehr so genau wissen, wer sie sind, oder den anderen, die mit langem Atem den Bauch einziehen, um die Chancen auf einen Urlaubsflirt zu erhöhen, flunkern viele gern beim Namen: „Ich heiße Erwin Lottemann.“ Aktuell wären zum Beispiel Philipp Rösler und Jürgen Trittin urlaubsreife Zweitnamen.

Fast jeder Dritte, so die Untersuchung, hat sich schon mal im Urlaub die Karriereleiter hinaufgeschwindelt, ist vom Schuhmacher zum Quantenphysiker mutiert, vom Fischer zum Reedereiunternehmer, vom Ein-Euro-Jobber zum Lotto-Millionär.

Frauen geben sich fern der Heimat zum Beispiel flexibler, was die Zahl und das Alter ihrer Kinder betrifft. Aber in Zeiten der Online-Bekanntschaften wird ohnehin gelogen, dass sich die Laptops biegen. „Das meiste in der Welt“, wusste Theodor Fontane schon lange vor der digitalen Scheinwelt, „ist Schwindel.“ Pfiffige Zeitgenossen wie Dittsche (Olli Dittrich), Horst Schlämmer (Hape Kerkeling) oder Borat (Sacha Baron Cohen) sind schon einen Schritt weiter. Sie sind die Alter Egos mit einer komplett eigenen Identität.

Die Masche der erfundenen Existenz wird übrigens auch in der Kur gern genommen. Ihre Anwendungen absolvieren die Patienten inkognito, um ganz unverbindlich einen Kurschatten zu finden. Und nach der Rückkehr sagen die Rekonvaleszenten dann auf die Frage, wie es denn so war: „Schattig.“