202.586 Amerikaner, Inder, Chinesen und Deutsche wollen zum Roten Planeten fliegen – ohne Rückfahrticket

Es gibt diese peinlichen Momente, da wünscht man sich ganz weit weg von hier. Etwa, wenn man sich gegenüber dem Chef verplappert hat, wenn der Essensfleck an einer ungünstigen Stelle prangt oder im Fernsehen Volksmusik läuft. Früher hieß es: Erdboden, tu dich auf. Heute könnte es heißen: Einmal zum Mars bitte! Und nicht zurück.

Das private Unternehmen Mars One bietet nämlich Einweg-Flüge zum roten Nachbarplaneten an. Abgesehen von Nebensächlichkeiten wie der Finanzierung ist das Projekt durchgeplant. 202.586 Menschen von 18 bis 71 Jahren wollen alles stehen und liegen lassen, höchstens noch mal den Müll rausbringen und dann auf Nimmerwiedersehen entschwinden. Ein Viertel der Interessenten sind Amerikaner, gefolgt von Indern und Chinesen, aber nur gerade mal ein Prozent Deutsche. Wer schon in 20 Minuten U-Bahn-Fahrt Beklemmungen bekommt, sollte sich den Mars-Trip vielleicht noch einmal überlegen – das Raumschiff ist 500 Tage unterwegs. Und ob Captain Kirk am Steuerknüppel sitzt, ist auch nicht sicher.

Russlands Kosmonauten-Ausbilder Sergej Krikaljow nennt das Ansinnen dann auch „schwachsinnig“ und empfiehlt allen Aspiranten eine psychiatrische Behandlung. Tatsächlich sind die Nebenwirkungen nicht zu verachten: Marsreisende verlieren die Hälfte ihrer Muskelkraft, bestimmte Krankheiten können vor Ort nicht behandelt werden, und wenn ein Raumanzug undicht ist – Pech gehabt. Aber, so die Veranstalter: „Leben auf dem Mars ist kein Picknick.“ Und der Mars kein Schokoriegel.

Valentina Tereschkowa, die vor 50 Jahren als erste Frau das Weltall eroberte, scheut das Risiko nicht und würde nur zu gern auf dem Mars Staub aufwirbeln. Die Russin, heute 76, lockt der Planet nicht nur mit seinem roten Teint, sondern auch als Männlichkeitssymbol schlechthin. Allerdings warnte der allzu irdische Spaßvogel Michael Mittermeier: „Die ersten Worte einer Frau auf dem Mars wären: Ein bisschen kühl hier!“