Schweizer Forscher hören mit: Orang-Utans brüllen Reisepläne zwölf Stunden vor Aufbruch heraus

„Wo warst du letzte Nacht?“ – „Das ist so lang her.“ – „Sehen wir uns heute Nacht?“ – „Ich plane nie so weit im Voraus.“ Der Dialog zwischen Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in dem Film „Casablanca“ hat überhaupt nichts Affiges an sich. Denn was ein ausgewachsener Orang-Utan ist, der lebt nicht einfach in den Tag hinein. Er plant. Das fanden Wissenschaftler des Anthropologischen Instituts der Universität Zürich heraus.

Der Orang-Utan behält seine Pläne nicht für sich, sondern postet sie über Apebook, das soziale Netz für Menschenaffen. Ein bis zu vier Minuten langer, jauchzender Ruf, auch Smartphone genannt – schon wissen alle in einem Umkreis von einem Kilometer, dass er am nächsten Tag auf Geschäftsreise geht und ein Meeting mit einer Affenbande hat. So mancher Orang-Utan im urwaldlichen Schwingerclub lacht sich da einen Ast über den Lackaffen.

Dass die Männchen ihre Reisepläne etwa zwölf Stunden vor Aufbruch verkünden, hat einen tieferen Sinn: Weibchen können sich ihm anschließen. So hat der Chef seine Sekretärin auf der Dienstreise dabei, natürlich nur fürs Protokoll. Andere wiederum finden das oberaffengeil. „Diese Jungs denken immer im Voraus“, sagt Carel van Schaik, Direktor des Züricher Instituts. „Sie aktualisieren konstant ihre Google Maps.“ Denn auch wenn sie ihre Route ändern, verbreiten sie dies über das Netz.

Der Forscher legte nicht gerade einen Affenzahn zu, um seine Abhörergebnisse zu veröffentlichen. Die Studie stammt schon aus den 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Erst jetzt legte er sie vor. Seine Angst vor einem Affenzirkus war seinerzeit zu groß. Wer hätte denn damals wirklich geglaubt, dass Affen schon lange vor den Menschen twitterten, ohne auf den Datenschutz zu achten? Der große Lauschangriff wäre doch als Affenkram abgetan worden.