Ultrakonservative Polen fürchten Teufelszeug: Kaufhauskette nimmt Guevara-T-Shirts aus den Regalen

In Syrien ist Bürgerkrieg. Die Japaner bekommen ihre AKW-Ruine in Fukushima nicht in den Griff. Putins Russland diskriminiert Homosexuelle. Die NSA kennt uns womöglich längst viel besser als wir uns selbst. Die ARD schickt von unseren Gebühren 16 Mitarbeiter zur Berichterstattung über die Wahl des neuen IOC-Bosses nach Argentinien. Es gibt keinen Bundestagswahlkampf, der die Bezeichnung „Kampf“ ernsthaft verdient hätte.

Nur eine kleine Auswahl.

Man könnte jedenfalls meinen, es gäbe derzeit wirklich genügend Anlässe, um sich ernsthaft aufzuregen. Doch einige Polen, die sehr katholisch sind und in ihrer Weltsicht sehr gestrig und arg schlicht gewirkt scheinen, sehen das offenbar anders. Für sie droht der Untergang ihres Heimatlands, wie sie es haben wollen, durch subversive T-Shirt-Motive.

Weltrevolutionäre, klassenkämpferische, fürchterliche, schlimme, böse, jugendverderbende, gemeine, hinterhältige, ketzerische, verfluchungspflichtige T-Shirt-Motive. Teufelszeug.

Zu sehen ist aber nichts mit Papst, sondern das gute alte Che-Guevara-Logo; eine der Ikonen des 20. Jahrhunderts, die sich vom weiten Feld der Politik längst in den Kommerzbereich verabschiedet haben.

Die Kaufhauskette C&A, bislang nicht als revolutionär aufgefallen, dachte höchstwahrscheinlich auch nicht an Putschversuche in Warschau, als sie die Baumwoll-Version dieser ach so „kommunistischen Propaganda“ ins Sortiment nahm. Verkaufsabsichten dürften vorrangiger gewesen sein als die Beweihräucherung eines Helden der kubanischen Revolution. Aber nach nationalkonservativen Protesten im Internet knickte C&A ein und entfernte die garstige Wirkware. Gegendemonstranten, die ihren Che kaufen dürfen wollten, hatten das Nachsehen. Der Shitstorm war stärker. Und das letzte Wort dazu bekommt jemand vom Fach: „Die Revolution ist großartig. Alles andere ist Quark!“ Rosa Luxemburg.