Der Duden auch nicht. Er hat nur Laptops. Deshalb wurde er jetzt „Sprachpanscher des Jahres“

„Ääääh, du Opfer.“ Mit dieser Rolle muss die deutsche Sprache leben. Sorry. Sie kann sich nich ma wehren. Das übernehmen Saubermänner vom Verein Deutsche Sprache (VDS), die wohl das überraschende Nachrichtenloch unmittelbar nach dem Merkel-Steinbrück-TV-Duell vollmundig füllen wollten und deshalb den Titel „Sprachpanscher des Jahres 2013“ vergeben haben – an den Duden wegen „lächerlicher Angeber-Anglizismen“.

Vereins-Chef Walter Krämer vermisst in der Rechtschreib-Bibel heimische Ausdrücke anstelle des englisch gefärbten Alltagsdeutsch: „Wo bleiben der Nachsteller statt Stalker, der Netzhandel statt E-Business oder der Klapprechner?“ Was war noch mal ein Klapprechner? Hinweis vom Duden (online): „Kein Treffer gefunden“. Ein Fall für Krämer: In Klapprechner will er die Laptops umbenennen.

Da ist die geschmähte Dudenredaktion bescheidener. Sie gibt sich damit zufrieden, unsere Alltagssprache widerzuspiegeln. Deshalb finden sich in der 26. Auflage unter 140.000 Stichwörtern 5000 neue wie Flashmob (spontane Aktion vieler Menschen per Telekommunikation), Spacko (Schimpfwort) oder hartzen (von Hartz IV leben).

Das reicht dem VDS-Chef für den Schimpf-Sprech „große Hure Duden“, die das „einstmals respektierte Nachschlagewerk“ zum „billigen Handlanger von Modefuzzis und Amitümlern aller Art verkommen“ lässt.

Shit? Oder Schiet? Wie man sieht, trennt Englisch und (Platt-)Deutsch manchmal nur das Schriftbild und ein länger gesprochenes „i“. Ähnlich knapp ist Finanzminister Wolfgang Schäuble am Titel „Sprachpanscher des Jahres“ vorbeigeratscht. Wegen seiner „unbeholfenen Exkursionen ins Englische“, vor allem bei der Euro-Rettung, landete er beim VDS „nur“ auf Platz zwei.

Wie man Sprache auf charmante Weise zurechtbiegen kann, machen uns die Österreicher vor. Im Café des weltberühmten Hotels Sacher in Wien wird selbstverständlich Latte macchiato serviert – als „Kaffee verkehrt“.