Das spanische Buñol lädt heute zur Schlacht mit 120 Tonnen Tomaten – erstmals kostet es Eintritt

Die Frage, ob Tomaten treulos sind, könnte anlassbedingt geschmacklos wirken. Doch selbst wenn, bleibt offen, ob Tomaten ein solches Schicksal verdienen – trotz Überreife: Denn heute, traditionell am letzten Mittwoch im glutroten August, lässt der Stadtrat im ostspanischen Buñol bei Valencia 120 Tonnen Tomaten vors Rathaus karren. Und sobald der Geschickteste einen mit Seife beschmierten Balken erklommen und den oben baumelnden Schinken als Preis ergattert hat, gibt es kein Halten mehr: Die Tomatina 2013 beginnt – die weltberühmte Tomatenschlacht.

Teilnehmer nennen sich stilgerecht Krieger. 20.000 bewerfen, beschmieren, bematschen sich, waten und wurschteln durch knietiefe Tomatenpampe. Die Verhaltensregeln („Las reglas de la fiesta“) sind bodenständig: keine Flaschen werfen, Tomaten bitte vor dem Wurf zerquetschen und nur in Schuhen und Kleidung kommen, „die Sie nicht planen, wieder zu tragen“.

So weit die Tradition seit 1945, als Jugendliche bei einem Festumzug in Streit gerieten und sich an einem zufällig platzierten Gemüsestand erstmals mit Wurfgeschossen bedienten.

Doch verändert die aktuelle Wirtschaftskrise Spaniens auch die Tomatina. Erstmals müssen die bis aus Amerika, Australien und Japan Angereisten für das Spektakel zahlen: 15.000 Tickets à zehn Euro gibt es, mehr geht nicht. Nur für 5000 (der 10.000) Ortsbewohner ist die Orgie gratis.

Die Bezahlregelung sei nicht nur zum Wohl der Gemeindekasse, beruhigt der Bürgermeister, sondern begrenze auch das oft für Unmut sorgende Gedränge: Manche Krieger „kamen nicht an die Lastwagen, die die Wurfmunition liefern“. Die Opposition am Ort sieht ebenfalls Anlass zur Kritik. Nicht am Matschfestival an sich, das nach einer Stunde mit einem Böllerschuss endet, sondern weil man „das Volksfest privatisiert hat“: Der Kartenverkauf ging an eine Privatfirma. So was muss man erst mal schlucken, ohne rot zu werden.