Je oller, je doller: Im unterfränkischen Kurort Bad Kissingen findet das erste deutsche Musikertreffen Ü60 statt

Es gibt Opernhäuser, in denen manche Inszenierungen noch älter aussehen, als das jeweilige Stück tatsächlich ist. Doch darum soll es jetzt nicht gehen, und Altherrenwitze über lebensecht mumifizierte Mitglieder der Rolling Stones, die ihre Abholung durch Gevatter Hein aussitzen, gehören sich hier ebenfalls nicht. Nein, heute geht unser Blick anerkennend nach Bad Kissingen, Unterfranken, bekanntester Kurort der Republik, „Rosenstadt“ genannt. Ein Traum also. Aber, was weniger bekannt ist, auch quasi eine Wiege des Phänomens Kurorchester, denn dort streicht und bläst und unterhält seit 1837 ein gutes Dutzend Musiker die Patienten in den Pausen, zwischen Wadenwickeln und Schlammverpackung.

Nicht ganz so betagt sind die vielen rüstigen Senioren-Ensembles, die sich demnächst in Bad Kissingen, dem idealen Ort für diese Premiere, zum ersten deutschen Orchestertreffen 60+ treffen. „Musik kennt kein Alter“, behauptet Kultur-Staatsminister Bernd Neumann, flotte 71, in seinem Grußwort als Schirmherr.

Das ist auf den ersten Blick klug beobachtet, und schon weil auch das Hamburger Mandolinenorchester teilnimmt, ist die Festival-Idee gelungen. Richtiger allerdings wäre „Erlaubt ist, was gefällt“. Das beginnt schon bei den allerliebsten Bezeichnungen der auflaufenden Ensembles: das Alphorn-Ensemble „Die Badischen“ oder das Landes-Senioren-Zupf-Orchester „Spätlese“ aus Hessen (man erahnt das beliebteste Pausengetränk) oder der Handharmonikaclub „Edelweiß“ Spöck, Stutensee. Namen wie Musik. Was und wie die Damen und Herren spielen, ist mit solchen Vorschusslorbeeren total egal.