Der Arbeitsplatz entwickelt sich zur Partnerbörse, wie nicht nur der Fall Barack Obama zeigt.

Wenn der fesche Abteilungsleiter im Büro eine ansehnliche Kollegin angrient: „Ich kann gut mit Menschen – auch mit Frauen“, dann muss man wohl davon ausgehen, dass eine derart suboptimale Eröffnung selten zu einer lebenslangen glücklichen Verbindung führt. Gut bewährt haben sich dagegen Anknüpfungssätze wie: „Sie werden jeden Tag attraktiver und sehen heute schon wie nächste Woche aus.“

Der Arbeitsplatz ist längst zur Partnerbörse geworden; nach Umfragen hat mindestens jeder Dritte schon einmal festgestellt, dass ihm der Kollege/die Kollegin eigentlich viel besser gefällt als der Job. Dabei geht es nicht vorrangig um den viel zitierten Sex am Arbeitsplatz (Stichwort Berufsverkehr); der ja vorkommen soll, allerdings in manchen Berufsgruppen, wie den Schaufensterdekorateuren, gar nicht so beliebt ist. Und in den meisten Firmen dient der legendenumwitterte Kopierraum nach wie vor in erster Linie einem ziemlich spröden Zweck: dem Kopieren. Vielmehr geht es den Entflammten letztlich um den Ausbau gemeinsamer Interessen – die ja im Prinzip schon beruflich angelegt sind, ob im Rechnungswesen oder dem Hochbau.

Von den Akten zum Akt ist es dann nur noch ein kleiner Schritt. In nicht wenigen Fällen mündet die knisternde Büroaffäre in eine stabile Ehe. Und hin und wieder macht man gar gemeinsam Karriere. Belegt ist der Fall eines jungen Lehrlings, dessen schwärmerische Liebe zu seiner smarten Chefin, einer erfolgreichen Anwältin, schließlich erwidert wurde. Am Ende wurde sogar noch leidlich was aus ihm – mit der Anwältin als Frau fest an seiner Seite. Sein Name: Barack Obama.

Auch beim Abendblatt, das Sie gerade lesen, stiftet die gemeinsame Arbeit immer wieder liebevolle Ehen. Deswegen ist bei uns nicht nur der Telefonhörer gut aufgelegt. Bei uns kann nicht vorkommen, was in einer anderen Firma geschah. Da verkündete einer, dass seine Frau und Mitarbeiterin schwanger sei. Darauf die lieben Kollegen: Gratulation!

Schon einen Verdacht?