Wenn es nicht mit rechten Dingen zugeht: Morgen ist der Welttag der Linkshänder

Um Linkshänder ranken sich so einige Mythen: Sie sollen kreativer und intelligenter sein und auch besser verdienen. Dummerweise aber sollen sie im Gegenzug häufiger krank werden und früher sterben. Aus eigen(links)-händiger Erfahrung kann ich die ersten beiden Gerüchte bestätigen.

Selbstverständlich bin ich kreativer und intelligenter als 90 Prozent der Bevölkerung. Und wenn mein Chef das endlich einmal erkennen würde, könnte ich auch einen Haken hinter die dritte Legende setzen – falls ich meinen Linkshänderfüller finde und den Linkshänderblock, auf dem ich meine Liste der mit links zu erreichenden Lebensziele notiert habe.

Überhaupt habe ich mein ganzes Leben linksgerichtet: Aus Gesundheitsgründen (siehe Mythen Nummer vier und fünf) esse ich nur linksdrehenden Joghurt. Bücher von anderen Autoren als Charlotte Link kommen mir nicht ins Regal. Und im Auto sitze ich immer vorne links – obwohl ein Taxifahrer darauf vor kurzer Zeit reichlich rechthaberisch reagierte. Dass er mich gleich vor den Richter gezerrt hat, fand ich ziemlich link.

Schließlich war mir von vornherein klar, dass ich, was Rechtsprechung angeht, von Natur aus benachteiligt bin. Vor einem Eintritt in die Partei Die Linke zum Zweck der Reformation dieses Unrechtssystems schrecke ich dennoch zurück. Selbst nach ausführlichster Lektüre des Parteiprogramms scheinen mir diese Damen und Herren ziemlichen Etikettenschwindel zu betreiben: Kein Wort vom Kampf gegen die Linkshänderbenachteiligung findet sich da.

Vielleicht sollte ich stattdessen in die USA auswandern: Immerhin vier der letzten fünf Präsidenten teilen mein Schicksal. Mit Sicherheit aber darf ich dann weder meine Linkshänderschere noch mein Linkshänderbrotmesser, ja nicht einmal meinen linksdrehenden Dosenöffner mit ins Flugzeug nehmen. Und meine Chancen auf Einbürgerung sinken vermutlich auch mit jedem Klick auf einen Link im Internet.