Indiens Finanzämter verfallen auf kreative Methoden, um säumigen Zahlern beizukommen

Den Sturz des Kapitalismus sah der israelische Satiriker Ephraim Kishon als „unvermeidlich“ an. Dies werde nämlich durch die Einkommenssteuer herbeigeführt werden, spottete er. So gesehen gibt es bei uns erstaunlich viele brave Bürger, die via Finanzamt heimtückisch am Untergang des kapitalistischen Systems arbeiten. Zum Beispiel ein gewisser Wurstfabrikant namens Uli Hoeneß. Zumindest sagte er vor ein paar Jahren: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“

Irgendwie führt uns das nach Indien, das gewisse Probleme mit Steuerhinterziehern hat. Da in Indien aus diesen sowie aus Armutsgründen nur rund drei Prozent der 1,2 Milliarden Bürger Steuern zahlen, fällt das schon unangenehm auf. Nach Angaben der Finanzbehörden flossen zuletzt umgerechnet 136 Milliarden Euro elegant an der Steuer vorbei direkt an die Finanzmärkte. Man könnte das Geld gut nutzen, um Griechenland zu helfen, das ja auch wegen Steuerhinterziehung etwas klamm ist.

Um die gewaltige Schattenwirtschaft abzuschöpfen, verfallen die indischen Behörden auf weit kreativere Methoden als auf rüde Razzien. So schicken sie säumigen Geschäftsinhabern gern mal Transvestiten und Eunuchen auf den Hals, die im Verdacht stehen, schwarze Magie zu betreiben. Während die Kunden verstört die Beine in die Hand nehmen, tanzen die Transen so lange in den Geschäftsräumen herum, bis der Steuersünder dem Finanzamt das Geld geradezu aufdrängt.

Eine akustisch deftigere Variante wird aus Bangalore und Hyderabad gemeldet. Dort schicken die Verwaltungen Dutzende von Trommlergruppen los, die vor den Häusern der säumigen Sünder notfalls tagelang ununterbrochen auf die Pauke hauen. Die Methode soll durchschlagend sein und nur bei tauben Steuerhinterziehern versagen.

Den zähen deutschen Steuersündern müsste man wohl schon eine Auswahl durchgefallener Kandidaten aus „Deutschland sucht den Superstar“ für ein längeres Ständchen vorbeischicken. Da zahlt jeder auf der Stelle.