Am 8.8. setzen viele auf das Glück – so wie vor 25 Jahren beim Hochzeits-Boom in Hamburg

Spätestens nach elf Ouzo sollte klar sein, was eine Schnapszahl ist. Ein ernüchterndes Beispiel: Der Donnerstag heute, der als 8.8. in die Geschichte eingeht und doppelt gemoppelt gut anfängt. Leider fehlt ihm zur perfekt abgefüllten Schnapszahl das richtige Jahr. Im Jahr 13 nach 2000 ist da mit nix Mystischem mehr zu rechnen. Von anderem Mathe-Kaliber war da der 8.8.88, ein sommerheißer Montag (und jetzt ab ins Jubiläum), heute vor exakt 25 Jahren, „ein Tag des Glücks“, wie dunnemals im Abendblatt zu lesen war.

Solch Zahlenliebe führt schnurstracks zum kalkulierten Hochzeits-Boom. Allein in Hamburg ließen sich damals 280 Paare trauen, dreimal mehr als sonst. Die Frischvermählten wurden sogar vom Hummerstand im Hanse-Viertel zum kostenlosen „Schalentier-Snack“ geladen. Wer damals mit dem richtigen Partner gerechnet hat, feiert heute Silberhochzeit. Glückwunsch – auch wenn Psychologen Schnapszahl-Hochzeiten nicht für krisenfester halten. Wie auch, wenn man sich mehr ins Datum als ins Gegenüber verguckt. Eine typisch deutsche Milchmädchenrechnung. Unsere europäischen Nachbarn scheren sich weit weniger um Schnapszahlen beim Eheversprechen.

Warum heißt die Dopplung überhaupt Schnapszahl? Da geht es schon los mit der Desorientierung. Feuchtfröhliche Erklärungsversuche: Vielleicht weil man im benebelten Zustand alles doppelt sieht? Oder weil beim Würfeln identischer Augenzahlen der glückliche Spieler ein Schnapsglas leeren musste? Gleiche Zahlen, asymmetrische Folgen: Wer will beim Zwangsbesäufnis Belohnung oder Strafe auseinanderhalten?

Zurück zur 88: Gerechnet vom letzten echten Schnapszahl-Datum, dem 12.12.12, bis zum 01.01.01 vergehen wieder gut 88 Jahre. Dann können sich in Oberstdorf in 888 Meter Höhe um 08.08 Uhr wieder alle willigen Feriengäste an der Kapelle St. Wendelin im Stillachtal treffen. Dort oben ist dann mit Sicherheit weniger los als in den meisten deutschen Standesämtern.