Er versprach Schoko-Eis für alle. Wie der vierjährige „Bobby“ Tufts zum zweiten Mal Bürgermeister von Dorset wurde

Im Dörfchen Dorset, hinter den Wäldern im amerikanischen Bundesstaat Minnesota, schwankt die Zahl der Einwohner erheblich. Mal sind es 22, dann wieder 28. Je nachdem, ob der Pfarrer und seine Familie gerade durchs Land pilgern. Umso stabiler ist die politische Situation in dem Nest, das sich trotz seiner drei Burger-Bratereien in typisch amerikanischer Bescheidenheit nur als „Restaurant-Hauptstadt der Welt“ feiert: Bürgermeister Robert „Bobby“ Tufts ist vor wenigen Tagen wiedergewählt worden.

Dabei sagt der Typ – und das ist in der Branche der hauptberuflichen Wortakrobaten und Verbal-Seifenbläser umso bemerkenswerter – immer die Wahrheit. Tufts gibt unumwunden zu, dass er vom politischen Geschäft keinen Schimmer hat. Dass er lieber Fische als Stimmen angelt. Und dass seine Freundin Sophie, die er aus dem Kindergarten kennt, nur auf ihn steht, weil er der mächtigste Mann auf den 100 Metern zwischen Ortseingangs-Schild und „Auf Wiedersehen“-Gruß ist. Man muss kein Polit-Profi sein, um zu erkennen: Der Junge ist ein Naturtalent. Und noch nicht einmal in der Grundschule.

Süße vier Jahre ist Bobby jung. Auf dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wo direkte Demokratie noch nicht durch Regeln belastet ist, kann eben auch ein Kinder-Kandidat das große Los ziehen. Im wahrsten Sinne. Denn in Dorset darf jeder Bürger gegen den Einsatz von einem Dollar seinen Favoriten für das Amt des Bürgermeisters auf einen Zettel kritzeln. Der Sieger wird aus dem Hut gezogen – ja, es könnte auch ein Kaninchen sein.

Bobbys aussichtsreichster Gegenkandidat war beispielsweise ein Hahn. Bis der einen Tag vor der Wahl von einer Bulldogge, auch ein Mitbewerber, einen Kopf kürzer gemacht wurde. So bissig ist Politik und Dorset dem Weißen Haus womöglich näher, als es die geografische Entfernung vermuten lässt.

Hinter Bobbys Erfolg steht, wie es auch bei Schönheitsprinzessinnen üblich ist, die Frau Mama. Emma Tafts kellnert (Stichwort: „Restaurant-Hauptstadt“) und hatte ihren kleinen Sohn als Werbefigur auf einem Plakat groß rausgebracht: „Macht Bobby zum Bürgermeister – und es gibt Eiscreme für alle“. Ja, das ist mal ein eiskalt vorgetragenes Versprechen. So geht Wahlkampf, liebe Grüne! Nix Veggie-Day...

Erdbeer und Schokolade stehen jedenfalls ganz oben auf Bobbys politischer Agenda. Außerdem will er ein neues „Willkommens“-Schild für sein Heimatdorf basteln. Ganz so viel Zeit wird Bobby nicht haben: In drei Wochen kommt er in die Vorschule.