Weiße Socken in Sandalen, Rempler am Büfett – zwei von drei Urlaubern schämen sich fremd

„Wir haben das Schlimmste hinter uns.“ Der Stoßseufzer könnte von Deutschlands Finanzminister sein, zur Euro-Krise – oder von einem Urlaubsheimkehrer 2013. Denn zwei von drei Deutschen haben für ihre Landsleute im Ausland nur das vernichtende Prädikat „peinlich“ parat. Zu Recht? Oder sind wir nur extrem gründlich beim Danebenbenehmen? Österreicher (40 Prozent) und Schweizer (34 Prozent) nörgeln jedenfalls weniger an ihresgleichen herum. Vielleicht sind weiße Socken in Badelatschen und verschwitzte Rempler am Büfett nur ein Dorn im Auge, wenn man dazu Deutsch spricht.

Laut „Tempo Hygiene Check 2013“ kann sich kaum ein Deutscher richtig benehmen. 93 Prozent beklagen sich über „schlechte Manieren“. Die Mitmenschen mit den guten müssen zu Hause geblieben sein. Warum dann verreisen? Zumal wenn Hamburg temperaturtechnisch die Toskana anpeilt.

Was aber ist Benehmen mit Stil? Schlürfen, schmatzen, auf den Teppich spucken gehören mancherorts zum guten Ton. Hat der Deutschtourist das als Folklore durchschaut, putzt sich selbst jedoch am Tisch seine triefende Nase, drehen sich Asiaten angewidert um. Andere Länder, ebensolche Sitten. Die „Kunst des höflichen Reisens“ füllt Bücher. Mit Meter-Trinkhalmen aus Sangria-Eimern zu schlürfen gehört nicht dazu. Das wissen wir Deutschen. Denn laut der von einem Papiertaschentuchhersteller finanzierten Studie informieren sich 77 Prozent über Umgangsformen im Reiseland. Nur auf dem Weg dorthin bleibt die Hygiene auf der Strecke. Laut Umfrage sind die größten Fauxpas im Ferienflieger: die Toilette schmutzig hinterlassen, sich ungeduscht hinfläzen und gebrauchte Taschentücher hinterlassen.

Wer deshalb am Zielort am liebsten auf die Palme gehen würde, sollte Urlaub in Deutschland buchen. Hier kann man sich über Fremde amüsieren, die in Deutschland nicht klarkommen. Etwa weil im Norden keiner wie ein „echter“ Deutscher aussieht: mit Dirndl oder Lederhose, und man mühsam nach Sauerkraut und Weißwurscht fragen muss.