Die „FAZ“ kommt erst nach 208 Wörtern zum Satzende. Das Abendblatt setzt noch eins drauf

Er ist lang. Sehr lang. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) druckte in der vergangenen Woche in ihrem Feuilleton einen nicht enden wollenden Satz. Wenn man sich die Mühe des Nachzählens machte, kam man auf 208 Wörter sowie allerlei Kommata und Semikolons vor dem Punkt. Es gibt sogar Menschen, die von sich behaupten, sie hätten den Inhalt dieses Satzes vollumfänglich erfasst. Lange Sätze kann das Abendblatt auch. Sogar mit 209 Wörtern. Viel Spaß beim Verstehen!

Nun gibt es viele Diskussionen darüber, was denn bloß der längste Satz sei, der je geschrieben wurde auf Höhlenwand, Zeitungs-, Buchpapier oder Tablet-WC, denn es gibt bekanntermaßen so viele Korinthenkacker und Erbsenzähler in der kleinen wie grrrrrroßen Literatur, deren Kritik von keinem so schön vorgelispelt wurde wie dem gewaltigen Marcel Reich-Ranicki, dem eine böse Verwerfung mit dem ebenso wörtersprühenden Walter Jens nachgesagt wird (in dessen Trauerfeier-Rezension die superlative „FAZ“ einen 208-Wörter-Satz versteckte), dass man langsam den Überblick verliert, ob tatsächlich noch, wie vor kaum 48 Jahren im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ behauptet, der längste Satz der deutschen Literatur (1077 Wörter oder Worte) geschrieben wurde vom Österreicher Hermann Broch in seinem Roman „Der Tod des Vergil“ von 1945, was ein Braunschweiger Volksschullehrer namens Helmut Meier herausgefunden haben wollte, oder ob man sich nicht doch besser verlässt auf eigene Recherchen, Zählungen, Hochrechnungen und Computerprogramme, in denen eiskalt digital nach 010-Schema die Anzahl der Wörter aufgelistet wird – am Ende dieses Textes werden es 209 sein – und mit deren Hilfe zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, wer denn den längsten hat, damit am Ende des Satzes, der Kolumne, des Papiers und der Serverkapazität die ewig gültige Weisheit vom Unterschied im Wortdurchfall (Diagnose: Logorrhoe) zwischen maskulin und feminin stehen bleibt: ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch.