Eine Nachricht zur rechten Zeit: Zitrone mit Basilikum ist das Eis des Jahres 2013

„Lieber Eis am Stiel als Dreck am Stecken.“ Der Sinn dieses Graffitos erschließt sich erst bei 30 Grad im Schatten. Abgekühlte Gemüter verweisen auf die historische Dimension dieser Wand-Weisheit. Denn als vor gut 100 Jahren die ersten Gelatiere, italienische Eismacher, nach Deutschland kamen, bot sich ihnen die Herstellung von Speiseeis als letzte ehrliche Arbeitsalternative an. In ihrer Heimat, den Dolomiten, konnten die Bergbauern vom Verkauf von Obst und Gemüse nicht mehr leben.

Wohl aber von Vanille, Schoko, Erdbeer jenseits der Alpentäler. Auch wenn die klassische Eiskühl-Kombi längst von gestern ist. Um sich in die Kategorie „Eis des Jahres“ reinrühren zu können, sollten sich Eishersteller im Kräuter- und Gewürzregal bedienen. Der Gewinner 2013: „Limone al Basilico“, kreiert als Vereinigung zweier typischer Italien-Produkte, zeitgemäß zu übersetzen mit „Zitrone an Basilikum“.

Im Hintergrund solcher Neuschöpfungen droht ein gewolltes Prinzip: die „Neuauflage klassischer Eissorten durch Variationen“. Wer dabei denkt, ach leck mich doch, dem sei zur Auswahl empfohlen: Schoko, gern kombiniert mit Kokos, Curry, Chili oder Ingwer, und das gute, alte Vanille-Eis, dahinschmelzend an einem Hauch Lavendel. Mokka, einst das Versprechen nahöstlicher Genüsse, mutiert zu Cappuccino, Tiramisu und Latte macchiato, besoffen gemacht mit Marsala, Amaretto oder Whiskey.

Da sind schnell 40 Sorten im Ausschank, „vor 20 Jahren ein Unding“, staunt Annalisa Carnio, Sprecherin der Union italienischer Eishersteller. Sie weiß von einer Mannheimer Eisdiele, die 370 Sorten feilbietet. Da gibt’s Milcheis ohne Milch, (scusi) ohne Laktose, den Milchzucker, den jeder fünfte Europäer nicht oder nur unter Schmerzen verdaut. Wer verzichtet schon der Gesundheit wegen auf Genuss? Und wer künstliche Farb- und Aromastoffe verschmäht, den sollten Schlumpf- und Cola-Eis kalt lassen. Auch Bananen- und Zitroneneis sind von Natur aus nicht gelb, sondern strahlen blendend weiß. Wie die liebe Sonne bei 30 Grad.