Umfrage unter Geschäftsleuten zeigt: Top-Manager sind bei Dienstreisen orientierungsloser als ihre Mitarbeiter

Keiner weiß, was der hier tut, aber alle nennen ihn Chef. Oder: Der Chef ist wie ein Blinddarm - oft gereizt und völlig überflüssig. Menschen in Führungspositionen, das lehrt ein langes Berufsleben, leiden nicht nur unter der Last der Verantwortung und ihrer dicken Brieftasche, sondern unter dem Spott der Kollegen.

Dass Chefs aber in der Tat orientierungslos sind, ist nun sogar in einer Umfrage bewiesen worden. Die Untersuchung "Business Travel 2013" des Deutschen ReiseVerbandes hat ergeben, dass sich Führungskräfte auf Geschäftsreisen oft nicht zurechtfinden, wesentlich schlechter jedenfalls als ihre Mitarbeiter, gleichsam nach dem Motto: Ich bin ein Chef, holt mich hier raus!

Wer einmal seinem Vorgesetzten in letzter Sekunde den Job gerettet hat, weil er mal wieder etwas verschludert hatte oder statt zur entscheidenden Sitzung lieber zu einem Geschäftsessen verschwunden war, dürfte von diesem Ergebnis kaum überrascht sein. Für viele gehört "orientierungslos" zur Arbeitsplatzbeschreibung eines Chefs. Auch Leithammel sind eben nur Schafe. Es sei denn, man ist Politiker. Dann darf man Orientierungslosigkeit als Führungsstärke verkaufen.

Die reisenden Chefs gaben übrigens als Entschuldigung den Reisestress, schlecht geplante Verbindungen und einen Mangel an Flexibilität an. Stress? Planung? Flexibilität? Das sind doch genau die Dinge, die sie von uns Subalternen tagtäglich einfordern.

Trotzdem sollten wir Verständnis für unsere Bosse haben. "Chefs" wie der legendäre Bundestrainer Sepp Herberger, Robert T. Ironside aus der gleichnamigen US-Krimiserie, der schwedische (Küchen-)Chef aus der "Muppet Show" und manchmal sogar Partei- oder Bahn-Chefs können sympathische Menschen sein. Und, mal ehrlich, was kann uns bei diesen Ahnungslosen schon passieren? "Der Chef organisiert von Zeit zu Zeit den Betrieb völlig um", wusste Kurt Tucholsky. "Das schadet aber nichts, weil ja alles beim Alten bleibt."