Keine reine Geschmackssache: Erbanlagen entscheiden, ob man das Kraut für lecker oder eklig hält

Manche Kräuter stinken. Und schmecken eklig. Koriander ist so ein Kraut, sagen immerhin 17 Prozent der Europäer. In Ostasien ist der Ekel vor Koriander noch weiter verbreitet: 21 Prozent mögen ihn nicht. 14 Prozent der Afrikaner finden den Geschmack des Krauts ebenfalls unangenehm seifig. Menschen aus Südostasien und dem Mittleren Osten hingegen, die viel mit Koriander kochen, sind zu 97 und 93 Prozent begeistert vom Geschmack des feinen Blättchens.

Doch warum scheiden sich am Koriander die Geister? Offenbar sind mal wieder die Gene schuld. Das zumindest sagen Forscher um Nicholas Eriksson, die Daten der Firma 23andMe analysiert haben. 23andMe ist ein Unternehmen, das gegen Entgelt das Erbgut von jedermann analysiert. In der vergangenen Woche hat die Firma angekündigt, diese Daten - mit Einwilligung der Kunden - Forschern zur Verfügung zu stellen. Die Korianderstudie von Eriksson kam also nicht von ungefähr, ist aber fachlich sauber und wurde in "Nature" veröffentlicht. Dass das Erbgut eine Ursache für den Koriander-Ekel sein könnte, legten Beobachtungen bei Zwillingen ohnehin nahe.

Eriksson und sein Team haben das Erbgut von 30 000 Freiwilligen gescannt. Sie fanden ein Gen, das für einen Geruchsrezeptor OR6A2 codiert. Dieser Rezeptor registriert Aldehyde, von denen Koriander viele enthält. Das Gen und sein Rezeptor kommen in zwei Varianten vor, eine davon lässt das Seifige im Kraut stärker hervortreten. Probanden, die zwei dieser Gene geerbt hatten, waren Koriander-Hasser.

Zwei weitere Forscherteams konnten - ebenfalls in "Nature" - weitere drei Gene für den Abscheu von Koriander identifizieren.

Alle Geschmacksforscher betonen aber, dass nicht alleine unser Erbgut bestimmt, ob man Koriander hasst oder liebt: Der kulturelle Aspekt spiele eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aus eigener Erfahrung wisse er, so Nicholas Eriksson, dass es durchaus möglich sei, sich als Koriander-Hasser mit der Zeit an den Geschmack zu gewöhnen.