Was Bettina W. für ihre Hautbemalung plante. Hätte die deutsche Geschichte womöglich umgeschrieben werden müssen?

Jetzt also sind ihre Memoiren aus der kurzen Präsidentenzeit auf dem Markt, "Jenseits des Protokolls", und eigentlich interessieren sie keinen mehr, weil alles längst von allen Interviews und Vorgeschichten, Reportagen und Unterlassungsklagen bis zum Überdruss publiziert ist. Wie die gesamte Wulff-Geschichte lebt und stirbt auch ihr Buch am Overkill. Wie singt doch Donna Summer: "Enough Is Enough", wo jetzt Bettina Wulff mit "Too Much Is Too Much" fortfährt.

Von einer Sache jedoch war ich elektrisiert, ein Detail in ihrer Interview-Sturzflut hat mich auf den Gedanken gebracht, dass die Geschichte der Wulffs umgeschrieben hätte werden müssen oder ungeschrieben geblieben wäre, wenn sie einen ihrer Vorsätze hätte verwirklichen können. Es ist eine Frage wie die, ob Hitler Reichskanzler und Führer geworden wäre, wenn ihn die Wiener Kunstakademie aufgenommen hätte. Hinge er dann im Linzer Museum mit einem Alpenglühen, einem Edelweißbild oder einem Trachtendirndl, anstatt die Welt in Brand gesetzt zu haben?

Nun also zu Bettina Wulff. Auf die Frage, ob ihr Tattoo am rechten Oberarm, ein blau in weiße Haut eintätowiertes Tribe-Tattoo, weiter ausgebaut und üppiger gestichelt werden sollte, antwortete die jetzige Ex-Präsidentengattin: "Es sollte noch größer werden und sich bis zum Ellbogen herunterziehen." Aber ihr wurde klar, da sie bereits ihre Beziehung mit dem Ministerpräsidenten Wulff gestartet hatte, dass "so ein richtig großes Tattoo ... nicht besonders positiv aufgenommen wird".

Wo sie recht hat, hat sie recht. Man stelle sich vor, von ihrer Schulter bis zum Ellbogen hätten sich schuppenförmige Tattoo-Netze gezogen, mit blauen Girlanden, Fischflossen und Eidechsenköpfen oder, lieblichere Variante, ein Hündchen oder Bambi mit großen Augen, vom Oberarmmuskel treuherzig auf den Betrachter lächelnd, oder Totenköpfe zwischen Ankern und Kreuzen, lächelnde rote Lippen, wie Matrosenbräute sie lieben.

Ich glaube, Wulff hätte beim ersten intimen Tête-à-tête und Anblick des Muskelpanoramas gedacht: Nein, das geht zu weit, das geht auf keine Kuhhaut! Spätestens Angela Merkel hätte beim Besuch bei den Wulffs, als sie ihn zum Präsidenten vorschlagen wollte, die Hausfrau in kurzer Bluse erblickt, und dann geseufzt: Dann muss es doch Ursula von der Leyen werden.

Nein, die Geschichte hätte nicht umgeschrieben werden müssen, aber im Schloss Bellevue würde das Porträt Wulffs zwischen Köhler und Gauck fehlen. Doch es kam ja anders: Ein großer Schritt für die Wulffs, ein winziger Fehltritt für die Menschheit.