Die Dünnen sind am Übergewicht schuld, wollen amerikanische Mediziner in einer Studie herausgefunden haben

Wer Dicksein nur als Macht des Schicksals ansieht, ist bestimmt kein Freund der Wissenschaft. Denn die unternimmt alles, um jene Übeltäter zu entlarven, die sie fürs Übergewicht verantwortlich machen kann: von einer unglücklichen Darmflora über fehlgeleitete Hirnreize bis hin zu falschen Essgewohnheiten der Mütter während der Schwangerschaft.

Zu kompliziert? Das haben wohl auch jene US-Mediziner gedacht, die laut eigener Studie (veröffentlicht im "Journal of Consumer Research") endlich die wahren Verursacher gefunden haben. Danach kommt's dicke: Denn die Dünnen sind schuld, dass es Dicke gibt, nachzulesen in der neuen Ausgabe des Magazins "Men's Health". Die Ärzte hatten stark übergewichtigen Männern, die dringend abnehmen wollten, das Foto einer dicken oder einer dünnen Person vorgelegt. Testteilnehmer, die schlanke Zeitgenossen betrachtet hatten, naschten daraufhin viel häufiger. Wer abnehmen will, sollte deshalb den Anblick von Dünneren meiden, empfiehlt das Magazin.

Das fällt zunehmend leichter, denn dünne Menschen machen sich rar in Deutschland. Inzwischen gelten zwei von drei Männern und mehr als die Hälfte aller Frauen als übergewichtig oder fettleibig, wie einer gestern bekannt gewordenen Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion zu entnehmen ist.

Wie geht es aber weiter, wenn irgendwann fast alle dick sind und - mangels Masse - kein Dünner mehr die Dicken von ihrer Diät abhalten kann? Werden die Vollschlanken dann zwangsläufig dünn und der ganze Teufelskreis startet aufs Neue? Die ganze Gesellschaft im Dauer-Jo-Jo-Auf-und-Ab? Oder sehen die Dicken am Ende ein, dass sie gar nicht so ungesund leben?

Denn wer trotz Schwabbelfett regelmäßig Sport treibt, lebt prinzipiell länger als Body-Mass-Optimierer, die ständig in der Stube hocken. Der Mensch ist nun mal geschaffen, sich zu bewegen - durch dick und dünn.