Der erste Wiederholungstäter im “Tatort“? Im TV-Klassiker siegte jetzt überraschend das Böse
Liebe Kinder, gebt gut acht, ich hab euch etwas mitgebracht? Für den Drehbuchautor Sascha Arango ist diese herzensgute Sandmännchen-Weisheit als Wort zum Sonntagabend vor dem Fernseher völlig unbrauchbar. "Geschichtenerzählen ist Hypnose", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" bei einem Hausbesuch, "Geiselnahme. Folter." Hm. Na dann.
Auf eben jene Folter spannt Arango jetzt die Bewunderer seiner brutalstmöglichen Erzählkunst mit der Andeutung, dass Kai Kalkhorst zum ersten Wiederholungstäter in der langen, mitunter ziemlich salzarmen Geschichte des TV-Klassikers "Tatort" werden könnte. Es ist eines der wenige Male, bei denen in einem "Tatort"-Krimi dank Kalkhorst - großartig gespielt von Lars Eidinger - doch tatsächlich das Böse siegt. Am Ende von "Borowski und der stille Gast" war der Mehrfachmörder aus einem Kieler Krankenwagen entkommen, in dem er, eben noch scheinbar schwer verletzt, zum Knastdoktor unterwegs war.
Kino-Fans kennen solche Cliffhanger nicht erst seit "Das Schweigen der Lämmer". Aber "Tatort"-Stammseher, bei denen die Welt so kurz vor Arbeitswochenbeginn bitte schön ihre Ordnung haben soll, beunruhigt so etwas. Sehr. Soll es ja auch, findet Arango. Der NDR bestätigte gestern, dass man mit ihm schon am nächsten Stoff arbeitet. Und man würde sich sehr freuen, wenn Eidinger wieder dabei wäre. Das würde Arango auch die Mühe ersparen, Eidingers leibhaftige Abwesenheit mit einer Do-it-yourself-Gesichts-OP in seinem Hobbykeller erklären zu müssen.
Das Kieler Ermittlerteam Borowski & Brandt erhält schon in wenigen Wochen die nächste, aber wohl eher kleine Chance auf amtlich klickende Handschellen. Am 14. Oktober soll das Kieler Kripo-Duo es irgendwie mit dem Fall Uwe Barschel zu tun bekommen. So viel also zu der Meinung, Kiel sei ein harmloses, etwas biederes Pflaster.
Wirklich hart getroffen hat es einzig und allein den Borowski-Regisseur Christian Alvart: Er dreht den ersten Hamburger "Tatort" mit Til Schweiger.