Michelle Obama und Ann Romney - wie zwei Ladys in Amerika für ihre Gatten kämpfen

Vor gut vier Jahren, der amerikanische Vorwahlkampf der Demokraten zwischen Hillary Clinton und Barack Obama war noch längst nicht entschieden, traf ich Elli Coppola bei einem Konzert ihres Schwiegersohns und meines Neffen in Paris. Schwarz oder Frau, wer würde nach ihrer Einschätzung und ihrem Gefühl gewinnen, fragte ich Frau Coppola, starke Frau eines Macho-Regisseurs und Mutter einer starken Tochter, Sofia Coppola, die längst aus dem Schatten ihres Vaters, des "Paten"-Regisseurs, herausgewachsen war.

Ohne zu zögern antwortete sie, dass Barack Obama gewinnen würde, eindeutig. Im breiten Land zwischen Ostküste und Westküste würde man niemals eine Frau als Kandidatin für das höchste Amt wählen.

Diese Szene ist mir jetzt wieder eingefallen, als sowohl bei der Nominierung des republikanischen Herausforderers Mitt Romney als auch bei der Wiederaufstellung des amtierenden Präsidenten Barack Obama die Ehefrauen zum letzten Gefecht der beiden Kandidaten auftraten und wie Löwinnen kämpften. Michelle Obama für Barack, Ann Romney für Mitt.

Beide Männer, Herausforderer wie Amtsinhaber, schwächeln. Romney ist gefällig farblos, Obama hat sich aus der Wirtschaftskrise und der außenpolitischen Schwäche in das Präsidentenamt eingeigelt. So blieb es den Frauen, beide auch starke Mütter, vorbehalten, entscheidend in die Gefühlsharfe für ihre Männer zu greifen. Beider schlagendstes Argument: Wie als Familienväter würden sie sich auch um das amerikanische Volk kümmern und sorgen.

Wäre Ähnliches in Deutschland denkbar? Könnte Professor Sauer die häuslichen Tugenden seiner Frau loben, Steinmeiers Frau die aufopfernde Liebe ihres Gatten? Michael Mronz die Fürsorge Guido Westerwelles, oder hätte gar Bettina Wulff die bedingungslose Ergebenheit ihres geschiedenen Präsidentengatten rühmen dürfen?

Keinesfalls, was zeigt, dass Amerika immer noch nach dem Prinzip der makellos intakten Ehe und Vorbildsfamilie regiert werden will. Es ist die Western-Mentalität, wie sie Grace Kelly als Sheriff-Gattin Gary Coopers praktiziert. Als der fast schon am Ende ist, schießt die frisch unter die Haube gekommene Quäkerin, obwohl prinzipiell Pazifistin, den Feind ihres Gatten nieder und rettet ihn in letzter Minute. Mit rauchendem Colt.