Berliner Funkausstellung überflutet uns mit Technik - nur nicht mit den wirklich wichtigen Dingen

Die Geschichte der modernen Technik ist eine Geschichte der tragischen Irrtümer. Denn es werden immer und garantiert die total falschen Dinge erfunden. Lauter Zeug, das die Welt nicht braucht.

Die Internationale Funkausstellung in Berlin überschwemmt uns gerade wieder mit irgendwelchen nutzlosen, todschick designten Apparaturen, die nichts besser können, als viel Zeit, Geld und Nerven zu kosten. Sie sind - allen vollmundigen Versprechungen ihrer Hersteller zum Trotz - so kompliziert, dass sie genau dann hoffnungslos veraltet sind, sobald man endlich das Kauderwelsch ihrer Bedienungsanleitungen verstanden hat. Und mit der Computertechnik, die in diese Dinger verbaut werden, wurden früher komplette Mondmissionen gesteuert. Brauche ich wirklich einen Ofen, der mir in geradezu hämischer Brillanz auf seinem Display anzeigt, wie mein Braten oder mein Kuchen theoretisch aussehen könnte, wäre ich nicht so ein unrettbarer Küchentrottel?

Muss ich tatsächlich eine Webcam im Kühlschrank haben, die mir eine Mecker-Mail mit Beweisfoto ins Büro hinterherschickt, weil der in der hinteren Ecke vergessene Joghurt grün und flauschig geworden ist?

Die Antwort auf die beiden rhetorischen Fragen: Nein. Braucht niemand. Will auch keiner haben.

Falls das hier ein Erfinderteam in Japan oder Korea als x-ten Text des Tages per Zufallsmailgenerator aufs Handy bekommt - hier eine kleine Wunschliste wirklich wichtiger Hightech-Helferlein: Dringend notwendig zum Beispiel wäre ein Fernseher, der einen weckt, sobald die Talkshows enden, sobald die "Tagesthemen"-Kommentatoren ans Ende ihrer Texte gerumpelt sind und Til Schweiger und Jörg Pilawa nicht im Bild sind.

Und wo wir schon bei Lebenswichtigem sind: Ich hätte gern einen durchdigitalisierten Küchenmülleimer, der mir rechtzeitig eine SMS mit prima Ausreden schickt, warum ich den Müll gerade jetzt nicht runterbringen kann. So schwer kann das doch nicht sein.