Revolution am stillen Ort: Taiwans Umweltminister Stephen Shen fordert von den Männern eine neue Art, sich zu erleichtern

Irgendwann wird Brüssels Wahrzeichen, das "Manneken Pis" (brabantisch für "kleiner wasserlassender Mann") dran glauben müssen. Denn sich im Stehen zu entleeren - ein Vorrecht des Mannes ungefähr seit Schöpfungsbeginn - droht aberkannt zu werden. In die keineswegs rein feministische Gegnerschaft hat sich gestern Taiwans Umweltminister eingereiht.

Stephen Shen forderte seine Landsmänner auf, nur noch im Sitzen statt im Stehen zu urinieren. Er selbst gehe mit gutem Beispiel voran. Dafür fehlt noch ein treffsicherer Fotobeleg, obwohl der im weltweiten Netz hemmungslos eingefordert wurde.

Vielleicht zog deshalb eine Mitarbeiterin des Ministers den Vorstoß ihres Chefs eine Spur zurück mit dem nassforschen Detail, Taiwans Männer sollten sich zunächst zu Hause mit der neuen Art vertraut machen. Denn in den meist mit Pissoirs ausgestatteten öffentlichen Toiletten könnte dies Irritationen hervorrufen und das wahre Ziel besudeln. Schließlich geht es dabei um eine Kampagne für saubere Klos.

Wer für deren Reinlichkeit sorgt, will nicht prinzipiell Machos zu Weicheiern umformen, sondern nur das weite Feld potenzieller Verschmutzung eingrenzen. Irgendwann begreifen das auch die Männerjahrgänge, denen man im Kindesalter den Unterschied zum anderen Geschlecht noch damit verständlich machte: "Du kannst im Stehen Pipi machen." Aber auch nur, wenn die neue Art, sich gehen zu lassen, nicht zu einer Paruresis führt, dem Medizinerausdruck für eine "schüchterne Blase". Die davon Befallenen können überhaupt nicht auf öffentlichen Toiletten. An denen rauscht die Forderung aus Taiwan komplett vorbei.