Ästhetische Kunstform oder Beitrag zum Frieden? Was Luftgitarristen und Gitarrengötter wirklich eint

Gitarrengötter haben die Eigenschaft, nicht viel zu reden oder tot zu sein. Dafür dröhnen und jaulen sie über Verstärker, Verzerrer und Wah-Wah-Pedale, was die sechs Saiten nur so hergeben. Die einen noch auf der Bühne, die anderen aus dem Off über LP, CD, MP3 und andere gängige Formate. Jimi Hendrix zum Beispiel, gute 40 Jahre tot, aber immer noch livehaftiges Vorbild für jeden, der "Blowin' In The Wind" auf der Akustischen zu langweilig findet. Der "Michelangelo der Gitarre" inspirierte auch die Luftgitarrenspieler, die am Wochenende ihre Weltmeisterschaft wieder im nordfinnischen Oulo austrugen.

Ein Beitrag zum Weltfrieden, diese Luftgitarren-WM, sagen die Veranstalter. Nun mal nicht so bescheiden. Der in Hildesheim und Umgebung weltbekannte Medienwissenschaftler Mathias Mertens sieht im Luftgitarrespielen als Kunstform die "Ästhetik der E-Gitarre" in Trockenübung vorgeführt. Und Jimi? Was hätte der gesagt? Nix. Der spielte einfach nur, um am Ende des Tages Uschi Obermaier in sein Hotel zu locken. Groupies statt Ästhetik, darum geht's bei Luft- und Echt-Gitarre. Auch Eric Clapton befasst sich in seiner Autobiografie vor allem mit zwei Themen. Das andere sind die Drogen. Nun ja, Clapton hatte George Harrison die Braut ausgespannt. Das Lied dazu ("Layla") nimmt Opel noch heute für die Werbung.

Was will uns nun der Luftgitarrist mit seinen Zuckungen sagen? A: Ich kann spielen. B: Ich bin hackebreit, aber die Musik höre ich noch. C: Bringt mich zurück ins Heim. Gitarristen posieren gern, gockeln bei ihren Soli mitunter enthemmt über die Bühne. Das tun die Luftdudler auch, allerdings hören sie Stimmen wie sonst niemand. Schön, wenn sich aus einer leichten seelischen Störung eine WM machen lässt. Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards übrigens sagte über die Namensgebung beim Album "Some Girls": "Das Album heißt so, weil wir uns nicht an alle ihre Namen erinnern konnten."