Von der provenzalischen Hitze, einem hilfsbereiten Polizisten und der Frage: Was wäre, wenn wir die Welt nicht missverstehen würden?

Salernes wäre ein verträumter provenzalischer Marktflecken, wenn es die Sommertouristen und den daraus resultierenden Mangel an Parkplätzen nicht gäbe. Es liegt acht Kilometer vom Weingut meines Schwagers entfernt, ein Platz, der das Paradies auf Erden wäre, wenn es des Nachts keine Mücken, tagsüber keine Wespen und Tag und Nacht keine brütende Hitze gäbe.

Alles Verträumte und Paradiesische ist immer mit einem "wenn" verbunden, genauer: von einem "wenn nicht!" eingeschränkt. Wäre es nicht so, könnte man es auch vor Glück auf Erden nicht aushalten. Ich komme zur Melone, zur Wassermelone, der köstlichsten Frucht bei 39 Grad Hitze und von großer Attraktivität als Mittagsmahl im Schatten für Mensch und Wespe. Eine summende, handwedelnde Idylle.

"Wollen Sie eine ganze?", fragt der Gemüsehändler und zeigt auf einen grünen Riesenballon. "Eine halbe", sagt meine Frau. "Eine ganze", sage ich, mit dem Argument: "Bei der Hitze!"

Der Gemüsehändler schlägt mir vor, mit der Melone und den dicken Ofenkartoffeln vor dem Laden zu warten, während meine Frau das Auto holt.

Meine Frau, praktisch wie immer, schlägt mir vor, ich solle an der Hauptstraße warten. Ich schleppe die Kiste zur Ecke, warte zehn Minuten, da kommt auch schon meine Frau, hält mitten auf der Straße, ich stürze zum Kofferraum, der geht nicht auf, ein Polizist, der Polizist, beobachtet uns, kommt, sagt freundlich, während ich am Kofferraum rüttle, er werde meine Frau am Fenster verständigen, die hektisch versucht, im Mietwagen den Öffnerknopf für den Kofferraum zu finden. Sie sieht den Polizisten neben der Scheibe, denkt: "O Gott, ich halte im Halteverbot", gibt Gas und rast davon. Ich stehe da mit meiner Riesen-Melone.

Eine Viertelstunde später, der Polizist wartet mit mir, kommt sie wieder durch Umwege über das Einbahnstraßensystem angefahren. Meine Frau sagt beim Losfahren, wegen des "Kack-Polizisten" habe sie nicht anhalten können. Sie fürchtete ein Strafmandat. Sie sagt wirklich "Kack-Polizisten", was sie sonst nie sagt. Es ist sehr heiß.

Ich sage, "das ist gar kein Kack-Polizist, der hat mir helfen wollen. Du bist sinnlos davongebraust." Der Polizist packt die Melone in den Kofferraum. Ich rufe ihm in meinem sparsamen Französisch ein herzliches "Merci!" zu.

Das Leben wäre ein Paradies, wenn wir die Welt nicht missverstehen würden. Die Wespen wissen noch nichts von ihrem Melonenglück.