US-Studie behauptet: Kinder in der Pubertät verbringen viel mehr Zeit mit Eltern als angenommen

Die Pubertät als eine schwierige Phase zu bezeichnen ist in manchen Fällen eine groteske Untertreibung. Meine eigenen Eltern blickten auf diesen Zeitabschnitt zurück wie Überlebende auf den Dreißigjährigen Krieg. Irgendwann im Leben eines Heranwachsenden fangen die Eltern eben an, schwierig und renitent zu werden. Zunächst weiß ein Junge nicht mehr, ob er Mädchen weiter verhauen oder doch lieber küssen soll. Dann grübelt er stundenlang, weiß aber nicht, worüber.

Forscher haben herausgefunden, dass in der Pubertät das Gehirn völlig neu verkabelt wird; in dieser Zeit der Wirrnis wird ausgebaut, pausiert und dann auch wieder stillgelegt. Und keiner weiß so richtig, was los ist. Also etwa wie bei der Elbphilharmonie.

Erziehung seitens der Eltern sieht dann eher aus wie Zivilverteidigung. Die Kinder wissen nun, wo sie herkommen, und die Eltern nicht mehr, wo sie hingehen. Das Kinderzimmer wird zur entmilitarisierten Zone. Es ist doch seltsam: Was bei Pubertierenden Aufsässigkeit heißt, lobt man bei Erwachsenen als Charakterstärke.

Wurzeln und Flügel sollten die Sprösslinge jetzt von ihren Eltern bekommen, hat der alte Goethe mal ganz richtig gesagt, und er hat sicher nicht Möhren und Hähnchen gemeint. Dass das heute immer noch gilt, haben jetzt US-Wissenschaftler der Pennsylvania State University im Fachblatt "Child Development" dargelegt. Das verblüffende und tröstliche Ergebnis ihrer Langzeitstudie: Teenager verbringen viel mehr Zeit mit ihren Altvordern als bislang angenommen. Und das macht sie sozialer und selbstbewusster. Von wegen "in der Jugend steckt nichts drin - und das will raus ...". Doch je mehr die Kinder nun fragen, desto klarer wird den Eltern, wie wenig sie wissen. Jetzt heißt es, sich ordentlich Mühe geben - denn Kinder von Rabeneltern werden oft Pechvögel.

"Die Kinder kommen jetzt in das Alter, in dem sie anfangen, Fragen zu stellen", schrieb eine geforderte Mutter an ihren Mann. "Zum Beispiel, wo du die Beute versteckt hast."