Ein Harburger Imbiss gibt den Schärfegrad mit an - von “Milchbrötchen“ bis “Elbgranate“

Wenn es richtig scharf zugehen soll, reicht es nicht, seinen Senf dazuzugeben. Der taucht unter den Schärfezutaten der Profis gar nicht auf. Senf kitzelt nur in der Nase und reizt die Rachenschleimhaut. Für Stammgäste der Harburger Bruzzelhütte, des Imbisses "mit der scharfen Currywurst in Hamburg", fällt das nicht mal in die unterste Kategorie mit der verächtlichen Wertung "Milchbrötchen". Mit diesem Schärfegrad beginnt die Skala, sie wird angefeuert über Werte namens Chilibrenner, Elbgranate und Sterbehilfe und findet ihr Finale bei Position Nr. 12 - der Currywurst "Endstation".

Mitnichten ein Bluff. Schärfe lässt sich messen, seit vor 100 Jahren der US-Pharmakologe Wilbur Scoville den nach ihm benannten Test von Chilischoten entwickelt hat. Zur Orientierung: Tabasco hat 3500 bis 5000 Scoville, die "Endstation" liegt jenseits von 7,1 Millionen Scoville.

Das ist nur was für gewohnheitsmäßige Scharfmacher, deren Zahl zunimmt. Die Harburger Hütte (Markenzeichen: zwei gekreuzte Gabeln im Flammenloder) hat im Vorjahr den Curry Cup gewonnen. Bei dem werden Wurststücke geschluckt mit immer schärferen Soßen. Langes Training ist ein Muss. Sonst kann man sich die Nebenwirkungen auf der Zunge zergehen lassen: Taubheitsgefühl, Ohrensausen, Ohnmacht.

Denn Schärfe ist für die Nerven der Zunge gar kein Geschmack, nur purer Schmerz. Wer die mit Spezialchili aufgeheizten Würste dennoch verschmerzt, hat seine Nervenenden im Dauerbeschuss schon erlegt. Im vitalen Zustand reagieren die nämlich auf die für Paprika und Chili typische Substanz Capsaicin wie auf viel zu heißes Essen. Das Gehirn schlägt Alarm: Es brennt.

Wer mit Wasser oder Limo löscht, macht gleich den nächsten Fehler. So wird die Schärfe nur im Mund verteilt. Milch oder Kakao verschaffen ein wenig Linderung. Aber nichts hilft mehr gegen ein Geschoss von 1,5 Millionen Scoville. Dann hat man aber neue Probleme: So stark ist die Feuerkraft des Pfeffersprays aus dem Arsenal der Polizei.