Gedenktafeln pflastern die Welt und nun auch Chicago: Die Stadt erinnert an den ersten Kuss der Obamas

Deutschland ist quasi gepflastert mit Gedenktäfelchen, die an die einstige Anwesenheit seines größten Poeten erinnern. Kaum ein Schlösschen oder Landgasthof, an dessen Wand nicht eine Plakette auf eine Übernachtung Goethes hinweist, als er mal wieder auf dem Weg nach Italien oder zu einer ansehnlichen Bürgerstochter war.

Das Kumgan-Gebirge im Norden Nordkoreas wiederum ist übersät mit in Stein gemeißelten Weisheiten Kim Il-sungs, des Begründers der - zum Glück - weltweit einzigen kommunistischen Dynastie. Einen letzten steinernen Gruß meißelten die unterdrückten Landeskinder noch zum 100. Geburtstag des längst verblichenen Diktators im April in einen Felsen nahe der Stadt Keasong, unweit der Grenze zum verfeindeten Süden. Ganz anders geht es - wie immer - in Amerika zu, weniger theatralisch und bedeutungsschwanger und nicht posthum. In der landestypischen Hollywood-Mischung aus Herz, Schmerz und Kommerz sind jetzt auch der quicklebendige Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle zu einem Gedenkstein gekommen. Ein Einkaufszentrum in Chicago hat den Ort markiert, an dem sich die beiden zum ersten Mal geküsst haben. Auf einer Plakette auf dem Stein ist ein Zitat Obamas aus einem früheren Interview eingraviert: "Bei unserem ersten Date habe ich sie zum besten Eis eingeladen, das es bei Baskin-Robbins gab. Unser Esstisch war der Bordstein. Ich habe sie geküsst, und es hat nach Schokolade geschmeckt." Auf der Plakette ist außerdem ein Foto des sich küssenden Präsidentenehepaars zu sehen. Wie süß!

Der Verkaufstempel hat die Stelle nicht aus Heldenverehrung markiert, sondern weil immer wieder Kunden nach dem Platz der allerhöchsten Romanze gefragt hätten. Und die Obamas hatten Glück, dass sie sich vor langer Zeit dort trafen. Heute befindet sich hier anstelle des Eisladens eine Sandwichkette. Im Falle eines ersten Kusses hätte es dann vielleicht geheißen: "... und es hat nach Zwiebeln geschmeckt." Oder die Weltgeschichte hätte einen ganz anderen Verlauf genommen.