Der CSU-Politiker Wilfried Scharnagl plädiert für eine Abspaltung Bayerns vom Rest der Welt

Wenn es die Bayern und die CSU nicht schon gäbe, man müsste sie in diesen ernsten Zeiten erfinden. Die Bayern sind nicht unbedingt notwendig, damit die Welt besser wäre. Aber für einen ordentlichen Lacher sind sie immer wieder gut, diese lustigen Gesellen mit ihrem putzigen Akzent. Erst recht oberhalb des Mentalitätsäquators, der nicht nur Weißwürste von Essbarem trennt.

CSU-Vorstandsmitglied Wilfried Scharnagl, beispielsweise. Gewissermaßen in die Lederhose hineingeboren ist er, der Scharnagl Willi, er war knapp 25 Jahre lang nibelungentreuer Chefredakteur des "Bayernkuriers" und in dieser Funktion publizistischer Schleppenträger von Franz Josef Strauß, der bekanntlich noch häufiger recht hatte als der liebe Gott. Scharnagl also meint, dass sein geliebter Freistaat ohne den vermaledeiten Rest der Republik eigentlich viel besser dran wäre. Es sei Zeit für das "große bayerische Aufbegehren". Seit 1871, der Unterwerfung ins Reich, ging doch immer alles nur bergab. Raus aus der Republik also, aber flott, ist sein Plan. Die Bayern müssten das Recht der demokratischen Entscheidung über ihr Land behalten und dort, wo es verloren gegangen sei, wiedergewinnen. Berlin und Brüssel, das ist selbst für den stärksten Lederbehosten ein Polit-Joch zu viel.

Bayern allein zu Haus? Bayerisch wäre dann offiziell, was es eh schon ist: untertitelpflichtige Fremdsprache. Bayern München könnte als bajuwarische Nationalelf auch bei einer WM das Elfmeterschießen versemmeln. Und der Rest der Welt müsste sich andere Klischees für den Deutschen zurechtzimmern. Scharnagl interessieren solche Kleinigkeiten nicht. Er hat das große Ganze im Blick. Er weiß: Bayern kann es auch allein. Und zwar besser.

Rein zufällig erscheint in wenigen Tagen ein Buch vom Scharnagl Willi, in dem er viele Variationen seiner weißblau gerauteten Ansichtssachen untergebracht hat. Der bescheidene Titel: "Bayern kann es auch allein". Passt scho, Willi. Am besten nämlich sich blamieren.