SPD-Chef Sigmar Gabriel übt sich als politische Supernanny - und läuft sich so für höhere Aufgaben heiß

Der Niedersachse Gerhard Schröder nannte es "Gedöns", als er noch Kanzler in Berlin war. Gedöns war alles, was im Familienministerium angesiedelt war, Kinder, Küche, Gleichberechtigung, Quote, Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub und all solcher Krimskrams.

Gedöns ist niedersächsischer Sprachgebrauch und bezeichnet ein Hin- und Hergezerre um nichts, etwas Aufgeblähtes, das Adjektiv "gedunsen" ist damit verwandt. Mach kein solches Gedöns um die paar Hundert Milliarden! "Krempel" kann es auch heißen. Alles das, was im Keller herumsteht und eigentlich zum Sperrmüll muss.

Heute ist Schröder altersweise geworden und kümmert sich brav um seine Tochter, um Schulbrot, Freizeit, Fahrradreparieren. Denn seine Frau Doris hat den Spieß umgedreht und ist in die Politik gegangen, während er sich, neben Gazprom, als Hausmann übt.

Damals, als er Gedöns noch Gedöns nannte, war Sigmar Gabriel, heute das am heftigsten mit den Hufen scharrende und die Nüstern blähende Pferd der Troika, auch zeitweise für ein Gedöns zuständig: Er war, erinnern Sie sich noch?, der Popmusik-Beauftragte der SPD. Echt! Also für das Gedröns im Gedöns, für den Lärm in der Kellerbar und im Rockstadion.

Heute ist er vom Saulus zum Frauenversteh-Paulus geworden. Er nimmt nach der Genossin Andrea Nahles eine Babypause. Vati gehört der Tochter, aber auch dabei hyperventiliert er und produziert politische Ideen am laufenden Band und "nervt" (so Nahles) die im Brandt-Haus mit seinen politisch atemlosen Aktivitäten, mitten im Sommerloch und im Vaterschaftshoch. Zuerst hatte er, ganz Familienmensch, beim Windeln in der Toilette gemerkt, dass es im Herrenklo keine Wickelmöglichkeiten gibt. Hier herrscht, wie der Politiker spricht, Nachholbedarf. Aber sonst mischt er sich in alles und zeigt seinen Mit-Troikisten den Stinkefinger, während die naiv echt Urlaub machen.

Reichensteuer, Europa-Schulden, Banken auf den Topf setzen, Volksentscheide anfordern - ein Sommerinterview jagt das andere, allerdings in schlabbernder Freizeitkleidung.

In Wirklichkeit und Wahrheit ist das ein perfider Trick gegen die Gleichstellungsbelange. Seht her, sagt der vollschlanke SPD-Zampano, das, worüber ihr Frauen im Babyjahr so ein Gedöns macht, das mache ich mit links. Mit dem kleinen Finger. Ich bin pausenfüllender Vater und laufe mich heiß fürs Vaterland! Das soll mir mal eine oder einer nachmachen!