Wer nicht schwindelt und sich immer getreu an die Tatsachen hält, lebt viel gesünder, meinen Psychologen

Wer glaubt, des Herrgotts Gebot "Du sollst nicht lügen" falle unter die Kategorie Opium fürs Volk und schade nur, der kann sich jetzt von der Wissenschaft belehren lassen. Denn wer auf kleine oder große Lügen im Alltag verzichtet, lebt gesünder und leidet seltener unter Halsschmerz, Kopfweh, Anspannung und mieser Stimmung. Wahrheit ist heilsam. So lautet die Kernbotschaft der Psychologen der Universität Notre Dame (Indiana/USA), im Detail vorgetragen auf dem Jahrestreffen ihrer Zunft in Orlando.

110 Freiwillige, im Schnitt 31 Jahre alt, hatten zehn Wochen ein Experiment gewagt. Jeder Zweite sollte nur noch die Wahrheit sagen oder - um nicht lügen zu müssen - Fragen ausweichen oder das Thema wechseln. Wie in den Talkshows. Die Übrigen verhielten sich wie immer und produzierten, so der US-Durchschnitt laut Testergebnis, elfmal pro Woche eine Unwahrheit.

Die ehrlichen Probanden fühlten sich gesünder und frischten angeblich ihre Freund- und Partnerschaften auf. Wie das? Die Begründung des Psychotherapeuten Raphael Bonelli: "Notorisches Lügen ist chronischer Stress." Lügner müssten ständig fürchten aufzufliegen und deshalb angestrengt überlegen, wem sie gerade was auftischen. Am Ende fallen sie dann doch oft auf, siehe Pinocchio und Bill Clinton.

Zwar seien Lügner kurzfristig manchmal im Vorteil, müssen auch Psychologen zugestehen. Doch bringe Ehrlichkeit auf lange Sicht Vorteile. Wenn das doch in der Politik ankäme! Unwissenschaftlich ausgedrückt: Lügen haben kurze Beine. Pinocchios Nase lassen wir mal außen vor.

Ist dem Testergebnis generell zu trauen? Nur wenn die Studienteilnehmer den Forschern gegenüber nichts als die Wahrheit gesagt haben. Um dieses Risiko kalkulierbar zu halten, kontrollierte ein Lügendetektor die Angaben. Das Gerät hält aber leider auch nicht unbedingt, was sein Name verspricht. Lüge oder Wahrheit? Das bleibt allemal Vertrauenssache.