Potsdamer Forscher bitten die Bürger um ungewöhnliche Mithilfe für einen besonderen Atlas

Wer keiner Fliege was zuleide tun kann, sollte jetzt schnell die Mücke machen. Denn die Bitte an alle, ausgesprochen von Insektenforschern aus Potsdam, die an einem landesweiten Mückenatlas arbeiten, führt unweigerlich zum Kältetod. Wir sollen bei unserer Stechmückenjagd die Beute zwar lebend (!) in ein Glas sperren, anschließend aber "das Gefäß im Gefrierfach platzieren und es dort bis zum nächsten Tag lassen". Nachzulesen im Internet ( www.mueckenatlas.de ) unter der Zeile "So werden Sie Mückenjäger".

Die Wissenschaftler vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung fliegen nur auf unversehrte Tierchen. "Zerquetschte oder platt gehauene Exemplare sind unbrauchbar", weil nicht identifizierbar, heißt es hieb- und stichfest. Also: Finger weg von der Fliegenklatsche!

Zum Transport eignen sich Minigefäße aus Glas oder Kunststoff, etwa alte Filmdosen. Dann nur noch das runtergeladene Formular ausfüllen und ankreuzen, ob zum Fundort der Name des Hobbyjägers aufgelistet werden darf. Und ab zur Post - auf eigene Rechnung: "Unser Budget lässt leider keine Unkostenerstattung zu", bedauern die Forscher. Das versetzt jedem einen Stich, der die Wissenschaft liebt.

An Mücken sollte es derzeit nicht mangeln. Im Gegensatz zum Menschen mögen die Plagegeister Regen satt. Der lässt Larven sich explosionsartig vermehren. Aber der norddeutsche Sommer scheint selbst Mücken zu mau. Deshalb hat wohl erst ein einziger Hamburger eine Mücke nach Potsdam geschickt. Dachte er jedenfalls. Leider ist der Fund im Internet rot markiert. Das bedeutet: Es war ein "Fehlversuch", also keine Mücke, sondern ein anderes wirbelloses Tier, ein Käfer oder ein anderer Zweiflügler. Ein Dankeschön ("für das Interesse an unserem Projekt") gibt's trotzdem. Der Fehler ist verzeihlich.

Insekten schwirren verwirrend viele. Weltweit gibt es allein 3500 Stechmückenarten, 49 in Deutschland. Die Forscher wollen mit dem Projekt noch unentdeckte aufspüren. Mückenliebhaber fragen nicht: Wen kratzt das schon?