Der Arche-Hof Bredland bei Bad Segeberg bietet Spaziergänge mit Ziegen an - zur Entspannung

Wer unbedingt mal mit einer Ziege ausgehen will, weil das ein Allheilmittel gegen Alltagsstress sein soll, und sich deshalb vorschnell an seine Partnerin wendet, hat die Kampagne "Müßiggang in Schleswig-Holstein" tierisch missverstanden. In Wahrheit geht es darum: Auf dem Arche-Hof Bredland, acht Kilometer hinter Bad Segeberg, können Besucher leibhaftige Exemplare der Rasse Thüringer Waldziegen ausführen - an der Leine.

Na ja, eher bestimmen die Ziegen, wohin es geht: dorthin, wo die würzigsten Kräuter wachsen. Und das Tempo geben sie sowieso vor. Das gehört quasi mit zum erwünschten Entschleunigungsprogramm. Gerade deshalb sei die Ziege ein idealer Begleiter, schwärmt die Hofchefin Inken Mohr.

So bietet ein Tag an der frischen Luft beste Gelegenheit, Vorurteile über "dumme Ziegen" und "Zickentouren" zu überdenken. Denn meckern tut das Herdentier nur, wenn ihm was nicht passt. Damit ist es dem Menschen artverwandt. Auch weitere Charakterzüge der Ziege haben was Menschliches: Neugier, Freiheitsliebe, der Hang zum Wählerischen.

Städter kennen die Ziege eher aus dem "Tischlein deck dich"-Märchen. Auch dort wird sie ausgeführt, von den drei Söhnen des Schneiders, sie frisst Gras und Kräuter und stöhnt: "Ich bin so satt, ich mag kein Blatt: mäh! mäh!" Kaum zu Hause meckert das undankbare Tier jedoch: "Wovon sollt ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein, fand kein einzig Blättelein: mäh! mäh!"

Wahr ist: Die Ziege lebt wankelmütig, knabbert mal hier, mal dort an Rinden, Gräsern, Blüten und verschmäht nicht mal Disteln. Kein Wunder: Sogar die Kapriolen als Umschreibung für launische Allüren gehen auf die Ziege zurück (vom Italienischen capriola für Bocksprung). "Eine Ziege zu hüten macht mehr Mühe als zehn Kühe", wussten sprichwörtlich unsere Hirtenvorfahren. Bei Bad Segeberg kann das jetzt endlich jeder selbst überprüfen.