Eine Fahrt mit dem 5er-Bus zeigt: Die WLAN-Netze sind unter uns. Was wollen die Nutzer der Welt sagen?

Sophie und Max gehören zu den beliebtesten Kindervornamen dieser Tage, Brutus oder Luna taufen die Deutschen ihre Hunde - aber wie nennt der gemeine Bürger sein WLAN-Netz? Das Kind muss schließlich einen Namen haben, auch wenn es nur ein Gerät ist. Wer die Box installiert, die da meist unbeachtet an einer altmodischen Telefonbuchse leuchtet, muss ihr einen Namen geben. Damit zeigt man: Das ist mein Netz, und wenn du surfen willst, brauchst du ein Passwort.

Zigtausende dieser WLAN-Netze überziehen Hamburg und das Land. Sie strahlen allerdings nicht nur bis in die Küche, den Garten oder wo man sonst kabelfrei im Internet surfen mag. Der Name der Dose ist noch beim Nachbarn zu lesen, wenn der mit Smartphone oder iPad ein WLAN-Netz sucht. Oder in 30 Meter Entfernung auf der Straße.

Das führt dazu, dass beispielsweise eine Fahrt mit dem Metrobus 5 vom Gänsemarkt zum Siemersplatz eine Reise durch die privatesten Netze wird. Das Smartphone bietet WLAN-Verbindungen wie die von Schoko2, Friseur Fon und pupswurst. Bevor man erschrocken das Angebot wegdrücken möchte, ploppt es im Sekundentakt auf: Wähl dich ein bei Bla Bla Bla, Grindelgroove, Ping oder Eternallove. Hinter bürgerlichen Fassaden an der Grindelallee lauern Netze, die heißen Hamsterkaefig, Arbeitsraum oder einfach Pffft.

Alles Dünnpfiff? Nein, hier wohnen Menschen, die uns mit dem Namen ihres Web-Zugangs etwas sagen wollen. Es sind Hilfeschreie aus dem Netz, die uns verschlüsselt erreichen. Niemand muss seine WLAN-Box Flutsche, Miezenweb oder gutundgerne nennen. Es ist gleichwohl beruhigend, dass am Lokstedter Steindamm zwei Netze nebeneinander existieren, von denen das eine Med-WG und das andere Abusier heißt: offensichtlich eine Wohngemeinschaft von Medizinern und ein humanistisch gebildeter Alkoholiker ("abusus", Missbrauch von Drogen). Tröstlich zu wissen, dass man dort immer aus dem 5er-Bus aussteigen und sich von Ärzten oder mitfühlenden Säufern versorgen lassen kann. Wer braucht da WLAN?