Krisenbewältigung kann so einfach sein. Der Euro braucht keinen Rettungsschirm - er braucht kluge Köpfe wie Großonkel Hein

Euro-Krise! Zugegeben: Dieser Beginn lädt nicht gerade zum Weiterlesen ein. Danke, dass Sie es dennoch getan haben. Und das soll belohnt werden. Denn jetzt wird der Euro gerettet - und das ganz ohne Rettungsschirm, ESM und Fiskalpakt. Wie das geht? Ganz einfach: mit Münzen. Um das zu erklären, ist nur ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Bankenkrise notwendig. Und die begann 1975, als das Vertrauen in das Finanzsystem tief erschüttert wurde. Jedenfalls meines.

Ich war acht Jahre alt und kam jeden Tag auf dem Schulweg an der örtlichen Sparkasse vorbei. Dort gab es im Fenster eine sehr analoge Tafel mit den Wechselkursen: Dollar, Pfund, Franc, Gulden, Kronen und Peseten. Ich beobachtete den Markt über Monate hinweg akribisch - dann entschloss ich mich, in den Devisenhandel einzusteigen. Zehn Franc waren auf den Tiefststand von 4,41 Mark gesunken. Ich ging ins Risiko, nahm meine gesamten Ersparnisse und kaufte eine Zehn-Franc-Note.

Der exotische Geldschein verdrängte sofort das Seepferdchen-Abzeichen und die F-Jugend-Meisterschaftsurkunde auf der Hitliste meiner größten Schätze. Und der Markt hat mein Risiko belohnt: Einige Wochen später begann der Franc-Kurs zu steigen. 4,42 Mark, 4,43 Mark, dann sogar 4,45 Mark! Zeit zu verkaufen. Mit der Gewissheit, ein gutes Geschäft in trockenen Tüchern zu haben, ging ich zum Sparkassen-Schalter, um meine gesamten Devisenreserven abzustoßen. Dann der Schock: Mir wurden 4,36 Mark ausgezahlt. Auf meinen leisen Protest hin wurde mir erklärt, dass es nun mal zwei Kurse gibt: An- und Verkauf. Meine kleine Finanzwelt war nachhaltig erschüttert ...

Mein Vertrauen in Geld wurde dennoch gerettet. Als mein Großonkel Hein nämlich mir eines Sonntags ein Fünfmarkstück schenkte. Fünf Mark! Das waren 100 Salinos oder 20 Milky Ways (die Fremdwährungen, denen ich mich wieder zugewandt hatte). Doch vor allem war das Fünfmarkstück silbern glänzend, riesig groß und unheimlich schwer - das verstand man also unter harter Währung.

Womit wir bei gegenwärtigen Problemen wären. Denn was bekommt man für das größte Geldstück unserer Zeit? Nicht mal einen Cappuccino, geschweige denn einen halben Liter Bier in der Kneipe oder gar Currywurst mit Pommes. Mit einem Fünfeurostück, groß, schwer und glänzend, wäre das ganz anders. Wer mit einer Münze eine Mahlzeit bekommt, der hat Vertrauen in die Währung. Und wo es Vertrauen gibt, da gibt es keine Krisen.

Also: Her mit dem Heiermann!