Inder recyceln eine alte amerikanische Geschäftsidee: Hast du nichts anzuziehen, mach eine Dose auf

Zu Silvester knallt es wieder. Frau hat nichts anzuziehen, davon aber drei Schränke voll. Die zündende Idee: das kleine Schwarze? Oder die rote Robe? Mann sieht (an ihr) gern Schwarz, worauf sie losböllert: "Willst du sagen, dass mir das Rote nicht steht?"

Auf der Suche nach dem richtigen Outfit lohnt sich ab 2012 womöglich ein Blick in die Vorratskammer. Denn in Indien haben Designer jetzt "Konserven-Kleider" vorgestellt. Da dienen Deckel von Blechbüchsen als Pailletten. Ein Trend für die Tonne? Mitnichten, meinen die Macher, die für Recycling werben wollen. Die Mode sei ein "einmaliger Hingucker". Die Trägerin sollte nur auf die richtigen Dosen achten. Dass sie es täglich anziehend findet, ist ohnehin unwahrscheinlich: Sitzen oder Laufen sei in dem Dosen-Dress unmöglich, geben die Designer zu. Gut, man kann nicht alles haben.

Eine neue Modewelle wollen die indischen Kreativen nicht auslösen. Können sie auch gar nicht, denn die Idee ist aufgewärmt. Schon in den 60er-Jahren hieß es in den USA quasi "Yes, I canned", denn die großen Kaufhäuser verkauften Buxen in Büchsen. Auch die ersten Kleider - sehr wahrscheinlich alle im modischen Knitterlook - wurden verpackt wie bis dato nur Erbsen, Mais und Champignons, und die Hersteller warben mit dem Slogan: "Das frischeste Kleid der Welt." Mehr als 100 000 Stück davon gingen in den ersten Wochen über die Verkaufstische. Ein Versandhandel in Florida trieb es mit "eingemachten Socken in 32 Farben" besonders bunt.

Die Idee hat sich also über Jahrzehnte gehalten, was ja gemeinhin der Vorteil von Dosen ist. Auch der Ritus der Hamsterkäufe kommt der Fashion-fixierten Frau durchaus entgegen. "Was als Scherz begann", schrieb schon 1966 das Finanzblatt "The Wall Street Journal", "könnte zu einem ernsthaften Geschäft werden."

Darauf hoffen die indischen Meister der Imitation jetzt auch. Vielleicht heißt es also schon bald: "Schatz, ich mach mir mal 'ne Dose auf." Nur sagt das dann die Frau im Haus.