Lippenbekenntnisse gestern und heute - eine Momentaufnahme aus dem Amerika Barack Obamas

Als George Mendonca aus dem Kino kam, war der Krieg vorbei. Kaum hatte der Seemann der US-Marine die Nachricht gehört, stürmte er auf dem New Yorker Times Square auf alle Frauen zu, die es nicht rechtzeitig in die Arme anderer Männer schafften. Nach Hitler-Deutschland war auch Japan besiegt. Amerika feierte, Alfred Eisenstaedt fotografierte. "Der hat jede geküsst", erinnerte sich Eisenstaedt später an sein Foto, das zur Bildikone wurde. In der Schwarz-Weiß-Ära waren Kontraste wichtig. "Wenn sie was Dunkles getragen hätte, hätte ich sie nicht fotografiert", so Eisenstaedt.

Inzwischen ist die Welt bunter. Zwischen 1945 und 2011 liegen Fortschritte in Foto-, Militär- und Kusstechnik. Jetzt kam die "USS Oak Hill" nach 80 Tagen auf See in den Heimathafen Virginia Beach. Als erstes Paar, das zur Begrüßung an Land knutschen durfte, wählten Marinefotografen Obermaat Marissa Gaeta aus, die ihre Partnerin Citlaic Snell busselte. Nun ist die bei Pearl Harbor einst überraschte US-Flotte nicht über Nacht lesbisch geworden. Sie war es längst. Übrigens auch schwul, hetero und sonst was. Doch erst Präsident Barack Obama hat die alte Regel von "Don't ask, don't tell" abgeschafft, nach der Homosexuelle beim Militär sich nicht bekennen durften. Jetzt heißt es "Don't talk, just kiss". Mund zu, Liebling, halt einfach die Schnute hin. Die letzte Bastion bisheriger Doppelzüngigkeit ist gefallen.