Von den wirklich gut gemeinten Vorsätzen zu Weihnachten - und der Erprobung in der Wirklichkeit

Der Stress vom Vorjahr steckt noch in den Knochen, da geht das Drama schon wieder los. Vorreiterin war eine Kollegin, die schon im Juni ein stattliches Paket vom Einkaufsbummel mitbrachte. "Schon für Weihnachten, dann wird's im Dezember nicht so hektisch."

Vermutlich war das einer zu viel, und just in dieser Sekunde reifte der Beschluss: "Diesmal schenken wir uns nichts." Er traf offenbar bei vielen Freunden ein tief sitzendes Bedürfnis. Sie fanden die Idee großartig und bestärkten einander darin, hart bleiben zu wollen. Sie sagten alles, was konsumkritisch gesehen schon immer gegen Weihnachtsgeschenke sprach, träumten von besinnlichen Adventwochenenden, wo man als ruhender Pol inmitten der aufgewühlten Käuferschar heiße Schokolade mit Amaretto schlürfen würde. Zeit zum Selberkochen, Reden, zur Meditation vor brennenden Kerzen.

Selbst das Patenkind fand die Idee super. Angesichts verfrühter Weihnachtsmänner im Supermarkt sagte es tapfer: "Die brauchen wir nicht", und wandte sich ganz pragmatisch dem Regal mit den Tafelschokoladen zu.

Erste Ausfälle ("Mama in ihrem Alter versteht das einfach nicht - so ganz ohne ...") wurden mit mildem Lächeln zur Kenntnis genommen.

Andere kauften sich wenig später gerade mit köstlichem Weihnachtsstollen ("Macht alles der Bäcker in Dresden fertig - haben wir null Stress mit, echt!") von der leichtfertig verkündeten Geschenkeabstinenz frei.

Und dann kam der Abend, an dem eine gute Freundin allerliebevollst selbst gebackene Plätzchen mitbrachte. "Für dich - nur eine winzige Kleinigkeit ..." Das darf nicht unbedankt bleiben, unhöflich wäre das, herzlos und gemein. Und es sind ja noch ein paar Tage bis Weihnachten, mehr brauchte es früher auch nicht, um ein paar Winzigkeiten, überraschend und sehr persönlich, zusammenzutragen. Hat doch immer geklappt, irgendwie. Und plötzlich ist er da, dieser feine Unterton, mit dem sich eine geniale Idee bis zum nächsten Jahr verabschiedet: "Nein, wir schenken uns nichts."