Die Gleichstellungsdebatte ist in Österreich angekommen. Und traf die Bundeshymne, die künftig auch die Töchter des Landes würdigt

Spätestens wenn beim bevorstehenden Neujahrsskispringen ein Österreicher auf dem Stockerl (Siegertreppchen) steht und nationale Töne anstimmt, sollte einem Thomas Morgenstern ein selbiger aufgehen: Ab 1. Januar 2012 wird die Bundeshymne ("Land der Berge, Land am Strome ...") mit neuem Text gesungen. Der Nationalrat in Wien beschloss jetzt, dass in dem Musikstück, das getragen dahinmäandert wie die graue Donau, nicht nur berühmten Männern gehuldigt wird wie Mozart oder Johann Lafer. Künftig würdigen die Österreicher ihre "Heimat großer Töchter und Söhne", wo früher nur von Söhnen die Rede war. Statt um Bruderchöre geht es nun geschlechtsneutral um Jubelchöre. Tu felix Austria, möchte man da rufen, du glückliche Österreicherin! Mit der Vertöchterung der Hymne macht der sympathische kleine Nachbar endlich wieder durch eine staatstragende Angelegenheit auf sich aufmerksam. Grauenvolle Inzestfälle, Korruptionsaffären bis in die Regierungsspitze - alles Schnee von gestern! Bloß gut, dass inzwischen neuer zwischen Sölden und Schladming gefallen ist. Denn grüne Hügel im Winter sind das Einzige, was Österreich wirklich in den Grundfesten erschüttern könnte.

Dass es trotz späten Saisonbeginns auch diesmal nicht so weit kommt, dafür sorgt die regionaltypische Rüstungsindustrie mit Schneekanonen. Schon seit dem Sommer hatte die Frauensprecherin der konservativen VP Verbündete für ihren hymnischen Antrag gesammelt und Gegner eingewickelt - Habsburger-Kaiserin Maria Theresia hätte ihre Freude daran gehabt. Nun also wird den Verdiensten von Elfriede Jelinek & Co. ein musikalisches Denkmal gesetzt und auf den Hütten dazu vermutlich bald Kaiserinnenschmarrn serviert.

Und auch die nächste Debatte ist in der katholischen Alpenrepublik schon heftig im Gange: Hilfe, das Christkind ist bedroht, es wird zusehends vom Weihnachtsmann verdrängt! Ein klarer Fall für den Gleichstellungsengel.