Ukrainischer Justizminister fährt einen Mercedes, der in Deutschland gestohlen wurde.

Der Weg nach Europa ist für die Ukraine noch weit. Schneller zu überwinden wäre er mit einem gut ausgebauten Autobahnnetz. Das existiert erst in Rudimenten, und bisher unterscheiden sich dort die normalen Fernstraßen von sogenannten Autobahnen vor allem durch die Farbe der Hinweisschilder: blauer Hintergrund für Erstere, grüner Hintergrund suggeriert einen echten Highway. Die südlichen Landesteile waren eben auch einmal die Wirkungsstätte eines gewissen Fürsten Potemkin.

Als Katalysator im Wegebau soll der Fußball wirken. Für die gemeinsam mit dem Nachbarn Polen im kommenden Jahr ausgetragene Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft 2018 in Russland entsteht ein internationalen Standards genügendes Wegenetz. In echt. Bis es so weit ist, müssen die Landeskinder vor allem holprige Landstraßen nutzen. Auch Regierungsmitglieder. Da kann ein geländegängiges Gefährt als Dienstwagen hilfreich sein, mag sich Justizminister Alexander Lawrinowitsch gedacht haben, und legte sich einen Mercedes GL zu. Das Sozialprestige so eines schlanken Zweieinhalbtonners ist schließlich auch nicht zu verachten.

Ein ungünstiges Licht auf die Fahrzeugwahl wirft allerdings der Umstand, dass die edle Karosse wahrscheinlich 2010 in Deutschland einem bisher unbekannten Vorbesitzer entwendet wurde. Das behauptet zumindest der Parlamentarier Waleri Konowaljuk von der regierenden Partei der Regionen, der sich auf Interpolangaben beruft. Kriminelle hätten den Wagen in die Ukraine geschafft und in Uschhorod im Westen des Landes "legalisiert". Im April dieses Jahres sei das Auto dann an den Staat verkauft worden. Und der prüft offensichtlich noch immer nicht den Unterschied zwischen Dein und Mein so genau. 70 Jahre Sowjetmacht und die Jagd nach neuem Wohlstand gehen oft eine ungesunde Symbiose ein.

So könnte das europäische Fußballfest unter der Schirmherrschaft des Justizministers und unter dem bewährten Motto stehen: Kommen Sie zu uns, Ihr Auto ist schon da!