Die Genossen changieren zwischen Purpur und Pink. Eine kleine Farbenlehre des Parteitags.

Purpur ist seit der Antike die Farbe der Macht. Schon die Cäsaren liebten sie, die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche dann auch. Byzantinische Thronfolger wurden im Purpurgemach des Palastes in Konstantinopel geboren und erhielten dann den richtungweisenden Beinamen Porphyrogennetos, "der Purpurgeborene".

Eine der Kardinalfragen der SPD lautet, wer ihr künftiger Kanzlerkandidat werden soll, quasi der Porphyrogennetos der deutschen Sozialdemokratie. Sollte es da Zufall sein, dass die Berliner Parteitagsbühne der Genossen diesmal ganz in Purpur gehalten ist? SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles meint dazu schlicht, die Farbe "zischt" und "steht auch für unser Selbstbewusstsein". Der Geschäftsführer der verantwortlichen Agentur SuperJ+K, Karsten Göbel, betont: Design-strategisch sei "Purpur auffällig und überraschend". Als "warme und markante" Farbe drücke es außerdem "Geschlossenheit, Gestaltungswillen und Stärke" aus. Aha. Und die Parteioberen behaupten mantraartig, dass die ominöse K-Frage momentan überhaupt keine Rolle spiele, es demnach auch keine echte Diskussion darüber gebe.

Allerdings scheint die Bühnenfarbe auch kein echtes Purpur zu sein. Mehr eine Art Kreuzung aus Prinzessin Lillifee und Telekom. Aber so verwirrend war es schon immer mit dem Purpur. Einst wurde es von den Phöniziern aus Purpurschnecken gewonnen und ergab je nach Schneckenart, Geschlecht, Ernährung und Dauer des Färbeprozesses Grün, Altrosa, Tiefrot, Blau, Violett oder fast Schwarz. Und so kommen uns auch katholische Kardinäle eher scharlachrot daher, und die Gewänder der Bischöfe werden eher als purpurn empfunden. Ganz verirrt im "Purple Haze", im purpurnen Dunst, hatte sich auch Jimi Hendrix. Hoffentlich kommen die Sozialdemokraten da wieder raus.