Ton aus, Spot an - ARD und ZDF drosseln die Lautstärke der Fernsehreklame

Wer schlafen kann, sagte Erich Kästner, der darf glücklich sein. Nun gibt es abseits vom Himmelbett einige andere Plätze, an denen man dieses Glück finden kann: der Bürosessel im flackernden Neonlicht, der plüschige Sitzplatz in der monoton schaukelnden Bahn - und das heimische Sofa vor dem Fernsehschirm. Letzteres, nach einem harten Arbeitstag so herrlich entspannend, hatte bislang nur einen klitzekleinen Haken. Denn eine unschöne Eigenschaft der deutschen Fernsehprogramme pflegte den Teleschlaf jäh zu stören: die laute Werbung. Just in dem Moment, in dem sich schöne Träume einstellten, dröhnten Marktschreier über "Mega-Produkte" oder "geile Preise" und röhrten Autos durch Wald und Flur. Werbung!

Damit soll es nun ein Ende haben. Jahrelang hatten die Fernsehsender behauptet, die Werbung sei überhaupt nicht lauter als das reguläre Programm, sie falle nur an besonders leisen Stellen eines Films mehr auf. Nun aber kündigen ARD und ZDF plötzlich an, den Lärmpegel ihrer Werbespots schon im nächsten Jahr deutlich zu reduzieren. Eine gute Nachricht nicht nur für den Fernsehschläfer, sondern auch für den ganz normalen Gebührenzahler, der die Fernbedienung liegen lassen kann.

Wie so viele Bereicherungen unseres täglichen Lebens, man denke nur an die Richtlinie zur Angleichung der Rechtsvorschriften für Aufzüge, stammt auch die Idee der leiseren Werbung aus Europa - als Empfehlung der Europäischen Rundfunkunion. Die Dauerbeschaller der Nation, die großen Privatsender, wollen erst einmal abwarten. RTL und Co. haben allerdings das Problem, dass bei ihnen die Trennung zwischen Programm und Werbung nur schwer auszumachen ist. Das haben die Öffentlich-Rechtlichen bislang nur bei Dauerwerbesendungen wie "Wetten, dass ?" geschafft.

Also Ton aus, Spot an? Nicht dass die Angleichung der Lautstärke am Ende zu einem Kulturschock führt. Dann müssten wir noch einmal den großen Erich Kästner zitieren: "Es ist so furchtbar still. Mir fehlt der Krach."