In chinesischen Industriezonen entstehen Orte mit italienischen Namen. EU-Parlamentarier drängen auf Schutz des Urheberrechts

Au, wei, wei. Nicht alles, was aus China kommt, ist nach abendländischen Maßstäben rechtens. Dort gelten eben nicht unsere strengen EU-Paragrafen.

So muss bei uns ein Schinken, der als Schwarzwälder oder mit dem edlen Namenszusatz der oberitalienischen Stadt Parma offeriert wird, sogar an seinem Herkunftsort scheibchenweise geschnitten worden sein - sofern es sich um abgepackte Supermarktware handelt. Diese Vorschrift soll die hauchdünne Chance minimieren, das Original vom Schwein im Nachhinein bösartig zu verfälschen.

Doch das beste Recht richtet nix, wenn weit weg in Asien der berüchtigte Ruf einer Nation als Schöpfer kreativer Kopier-Ideen auf dem Spiel steht.

So gehen die Chinesen aufs Ganze, statt sich mit einzelnen Schinken aufzuhalten. Sie haben offensichtlich einen Ort namens Parma gegründet - und den dazu passenden Schinken auf ihren heimischen Markt gebracht. Zwei Europaparlamentarier (aus dem echten Italien) verlangen jetzt von der EU-Kommission Auskunft, wie die Hüter wertvoller Güter solch "unlauteres Vorgehen" verhindern wollen.

Die Antwort steht aus, aber die Zeit drängt. Schon soll in einem Industriegebiet ein chinesisches Cremona entstanden sein. Wieder eine Stadt mit rollendem "r", eine gutturale Herausforderung für jeden Chinesen, von denen sich einige bei den Original-Geigenbauern im Cremona der Lombardei nach der Aussprache und dem Traditions-Instrumentenbau erkundigt haben sollen. Was kann an Geigen aus Cremona, ob made in China oder Italy, falsch sein?

Über das Urheberrecht jedenfalls können die Verkäufer der Apple-Filiale im chinesischen Kunming garantiert nicht viel sagen. Sie arbeiten unter dem Apfel-Logo des Handy-Giganten im international typischen blauen T-Shirt des US-Konzerns. Leider stammt kein Teil in diesem Laden aus der Originalproduktion. Die Täuschung ist gruselig genial. Selbst die Mitarbeiter sind überzeugt: Wir arbeiten für Apple.