Lafontaine und Sahra Wagenknecht sind jetzt “eng befreundet“. Warum junge Frauen sich für ältere Politiker entscheiden

Wenn ältere Politiker plötzlich eine weit jüngere Frau heiraten, wird sofort die "Anziehungskraft der Macht" bemüht. So als seien abgelaufene Ministerämter oder Kanzlerschaften für Frauen ein derartiges Aphrodisiakum, dass es kein Halten mehr gibt. In Wahrheit läuft das anders. Die moderne Frau entscheidet, ob das Leben mit einem alternden Workaholic eventuell Vorteile haben kann.

A: Sie kann ihren Mann verwalten, seine Termine organisieren bzw. abschaffen ("Maike-Richter-Modell"). B: Während ihn das unstillbare Bedürfnis drängt, die Nachwelt mit einem Buch über seine globalstrategischen Großtaten zu beglücken, kann sie malen, mit Freundinnen verreisen, Rockfestivals besuchen. C: Die Frau kann selbst Politikerin werden ("Christa-Müller-Modell") oder das Buch über den Mann gleich selber schreiben ("Brigitte-Seebacher-Modell").

Sahra Wagenknecht, 42, hat also mit Oskar Lafontaine, 68, mehrere Optionen. Beobachter vermuten eine Fortsetzung von C wie Christa Müller. Aber nun wird er sich doch ein wenig umstellen müssen. Denn die "schöne Sahra" ("Bild"), die "Madonna des Neokommunismus" ("Spiegel") macht ihm den Titel "Ikone der Linkspartei" längst streitig. In Sachen Volkswirtschaft ist sie ein anderes Kaliber als Christa mit ihrer "Mission Mama". Schon Wagenknechts Dissertation "Spargewohnheiten und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern" muss den Ex-Finanzminister alarmieren - da kann er sich nur noch als "ihr Mentor" nützlich machen. Diese Frau wird ihm nicht sorgend eine Suppe durchs Sieb rühren. Eher liest sie ihm aus Kants "Kritik der reinen Vernunft" vor. Immerhin teilen beide offenkundig die Vorliebe für Sonnenstudios. Aber da muss man aufpassen: Viele Menschen gehen jugendlich rein und kommen mit Aztekengesicht heraus.