Niemand kennt die “Europäische Schleife“. Aber jeder bindet sich nach dieser Technik den Schal.

Einmal rum um den Hals - der Schal sitzt. Bei jedem Wetter. Oder den Strick doch klassisch knoten? Spätestens jetzt weiß jede Frau: Diese Art, Schal zu tragen, kann sich nur ein modemuffelnder Mann leisten. Ein Mann von gestern. Heute ist der Schal kein Wärme-Halsband mehr, sondern ein Accessoire, ein zum gleichberechtigten Modestück geadeltes Kinkerlitzchen.

So was wird nicht einfach umgelegt. Es wird gestylt. Wer nicht weiß, wie, sollte sich im Internet die "25 Techniken", einen Schal zu binden, von Wendy wach küssen lassen ( www.keylargo-shop.de/schalbindetechniken ).

Das Model schafft die 25 Knoten locker in vier Minuten, 56 Sekunden. Bloß nicht beim ersten Spot abschalten, nur weil Wendy sich das Tuch simpel umwirft und vorn die Enden lose-locker hängen lässt. Das Beispiel Nummer eins als "Tuchbindetechnik" zu präsentieren ist zwar maßlos, aber der Fachausdruck sitzt: "The Modern One Loop", angeblich zeitlos trendig, rundet "jeden Casual-Style perfekt" ab. Das ist ja auch erst der Anfang vom Schnellkursus, einen Schal zu schlingen.

Es folgen windeseilig Schlaufen, Knoten, Schleifen, von "Turtleneck" (Rollkragenpulli), "Infinity" (Unendlichkeit) bis "Magic Trick" (Kniff mit Geheimnis). Spätestens Knoten Nummer acht verdient ein Aha.

Der "European Loop" (Europäische Schleife) ist die aktuelle Art, Schal zu tragen, wie unisex in Hamburg, München, Berlin beobachtbar ist ("auf halbierter Länge umgelegt und beide Enden durch die Schlaufe gezogen"). Wer eigentlich hat diesen Galgenstrick verordnet?

Auf so steilem Erfolgsstrang wird der Schal bald die letzte Krawatte verschlungen haben. Wendys Internetportal spricht die Männer übrigens in einem Extra-Video an. Dort bindet sich ein Style-Berater ("Ein Mann, ein Schal") durch lächerliche zehn Knoten und braucht dafür vier Minuten 29 Sekunden, fast so lange wie Wendy für ihre 25 Knoten. Männer, ihr hinkt schaltechnisch um Schlingen hinterher.