Nach zwei Fehlprognosen wagt US-Prediger, 90, einen neuen Versuch: Das Ende ist nah. Morgen?

Irren ist menschlich. Wer wüsste das besser als Harold Egbert Camping? Der Mann ist US-amerikanischer Rundfunkprediger mit Apokalypseschwerpunkt und hat als Hobbyprophet schon zweimal danebengelegen. Zuletzt am 21. Mai dieses Jahres, als die für Weltuntergänge zuständige Seher-Innung weder den Ausbruch des isländischen Vulkans Grímsvötn noch das langweilige 5:0 von Schalke 04 gegen den MSV Duisburg im Pokalendspiel als apokalyptische Vorboten akzeptierte. Das kostete den Nosferatu der Neuzeit natürlich reichlich Reputation. Aber hey, kann ja jedem mal passieren, oder?

Der 90-Jährige lässt sich jedenfalls trotz eines inzwischen erlittenen Schlaganfalls nicht von seiner Überzeugung abbringen, das Ende sei nah. Neuer Termin ist demnach der 21. Oktober. Und ja, genau, das ist schon morgen.

Der Doomsday-Sachverständige ist sich dieses Mal absolut sicher. In einer Botschaft erklärt er seinen letzten Schnitzer mit kognitiven Lücken. Denn wie schon bei seinem ersten Fehlversuch am 6. September 1994 habe er für den 21. Mai 2011 zwar alles ganz genau, nun ja, gesehen, aber "eine Menge Dinge nicht gewusst". Offenkundig auch nicht, dass der Berg nur ungern zum Propheten kommt. (Vergleiche: "Kaffeesatzlesen und Hühnerknochenlehre", Seher&Künder, 2005)

Campings Methode, die numerologische Analyse der Bibel, klang für viele Amerikaner immerhin so einleuchtend, dass sie neulich, also beim letzten Fast-Weltuntergang, 100 Millionen Dollar für ihren Messias lockergemacht haben sollen. Weil aber einige Jünger nach dem Ausfall der Götterdämmerung völlig mittellos irdisch weitermachen mussten, dürfte seine Anhängerschaft inzwischen knauseriger sein.

Wie dem auch sei. Es ist nicht auszuschließen, dass morgen wirklich Schluss ist. Denn vielleicht künden die Märkte, die Banker und die Wall-Street-Okkupierer tatsächlich vom Zusammenbruch der Welt. Aber vermutlich macht die Erde auch am Freitag, was sie immer macht, wenn's schwierig wird: Sie dreht sich einfach weiter.