US-Psychologen: Wenn Entscheidungen zu treffen sind, sehen junge Menschen alt aus.

Wenn ich eines Morgens aufwache, und mir tut nichts weh, dann bin ich mit Sicherheit tot, klagte mir einmal ein betagter Freund sein Leid. Das Alter bringt bekanntlich gewisse Tücken mit sich. Der amerikanische Komiker George Burns, der immerhin 100 Jahre alt wurde, erzählte, jedes Mal, wenn er sich bücke, um seine Schuhe neu zu schnüren, frage er sich: Was kann ich sonst noch tun, wenn ich schon mal hier unten bin? So richtig gut tut das Altern eigentlich nur einer Flasche Wein. Das Greisenalter, das alle zu erreichen wünschen, beklagen alle, wenn sie es erst einmal erreicht haben, wusste schon der römische Politiker und Philosoph Cicero. Allerdings könnte man gehässig hinzufügen, so alt, wie manche 18-Jährigen heute sind, waren früher die wenigsten 80-Jährigen. Der Satz könnte glatt vom 92-jährigen Helmut Schmidt stammen, der geistig irgendwie immer agiler zu werden scheint.

Immerhin kommt nun ein warmer Lichtstrahl in die Winterdüsternis des Greisentums. Ein Psychologen-Team zweier texanischer Universitäten kam nach aufwendigen Feldstudien und Experimenten zu dem Schluss, dass Menschen zwischen 60 und Anfang 80 weitaus klügere Entscheidungen fällen als Teenager und 20-Jährige.

Es stellte sich heraus, dass junge Menschen Entscheidungen trafen, die sofortige, kurzfristige Vorteile brachten. Die Alten jedoch entschieden so, dass langfristig umso mehr Positives daraus erwuchs. Erstaunlicherweise hängt dies mit einem Verfallsprozess zusammen: die Leistung des ventralen Striatums, jenes Teils des Gehirns, den junge Menschen zur impulsiven Entscheidungsfindung nutzen, lässt im Alter stark nach. Die Greisenhirne jedoch kompensieren dies mit dem präfrontalen Kortex, der Lebenserfahrungen und rationales Denken verarbeitet. Die US-Psychologen fassten ihre Ergebnisse unter dem Titel zusammen: Mit dem Alter kommt die Weisheit. Wie tröstlich.

Es bleibt jedoch George Bernard Shaws neidischer Einwand: Warum ist der Mensch in einem Alter jung, in dem er gar nichts davon hat?