Er soll vor Waldbränden geflohen sein. Ein Weltkongress erwartet ganz neue Erkenntnisse

Der Yeti ist nicht kleinzukriegen. Liegt's an seiner robusten Natur, die an manche Akteure der Finanzkrise erinnert: erst auf großem Fuß leben, aber nicht zu fassen, wenn es ernst wird? Ohne Stehvermögen könnte er im Himalaja bei Dauerfrost auf 7000 Höhenmetern eh nicht überleben. Ein Umstand der Wissenschaft macht ihn zudem unsterblich: Es lässt sich seriös niemals beweisen, dass irgendwer oder -was nicht existiert. Also genug Gesprächsstoff für Forscher aus sieben Ländern, die im sibirischen Taschtagol in dieser Woche "überraschende Erkenntnisse" und "einzigartige Fotos und Tonaufzeichnungen" über den sagenhaften Schneemenschen austauschen wollen.

Nur der Yeti selbst ist wieder nicht dabei. In die aktuellste Fotofalle, eine Kamera mit Bewegungsmelder, aufgestellt von Wildhütern nahe der Asass-Höhle, 80 Kilometer vom Tagungsort, ist er nicht reingetappt. Dort hatte die Gebietsverwaltung vor Yetis gewarnt, weil die mysteriösen Wesen nach den verheerenden Bränden des Sommers 2010 gezwungen seien, jenseits der Wälder ihr Futter zu suchen.

Ohne Erfolgsmeldung verlief auch die September-Yeti-Expedition des russischen Schwergewichts-Ex-Boxweltmeisters Nikolai Walujew (2,13 Meter), der die Chance auf ein Zusammentreffen mit erstaunlicher Distanz "ungefähr so groß" einschätzte, "wie das Ungeheuer von Loch Ness zu finden".

Von dem schottischen Artverwandten gibt es wie vom Yeti nur verwackelte Schwarz-Weiß-Abzüge, deren Schatten auch beim unsauberen Entwickeln oder durch Lichtreflexe entstanden sein könnten. Augenfälliger sind die Spuren im Schnee, die das Tiroler Bergsteig-Ass Reinhold Messner gesichtet hat (dem man zutrauen würde, mit dem Yeti zu tanzen). In seinem Buch "Yeti - Legende und Wirklichkeit" bietet Messner eine Lösung an, die auch gläubige Yeti-Forscher das Gesicht wahren lässt. Der Schneemensch könnte mit dem Tibetbär (Ursus arctos pruinosus) identisch sein. Yeti heißt in einigen Himalaja-Sprachen Bär. Und der lässt sich gern jemandem aufbinden.